Egal ob Tagestour oder lange Bergwanderung – die Sicherheit sollte immer im Gepäck mitwandern. Zwar ist laut Berichtsjahr die Anzahl der Bergunfälle 2019 gesunken, doch gleichzeitig stiegen die Todesfälle im Bergsport. Vor einem Unfall ist niemand gefeit. Was soll man im Rucksack einpacken? Wie verhalten sich Wanderer im Notfall am besten? Das sind unsere Antworten auf diese Fragen.
Eine allgemeine Notfallausrüstung ist ein Muss für die Tour in den Bergen, auch wenn sie optimalerweise gar nicht erst zum Einsatz kommt. Dennoch sollten bei jeder Wanderung folgende Utensilien in den Rucksack gepackt werden:
Erste-Hilfe-Sets gibt es praktischerweise vorgefertigt im Fachhandel zu kaufen. Es kann jedoch nicht schaden, dieses individuell zu erweitern und einige Pflaster oder Schmerzmittel mehr einzupacken. Generell sollten in der Notfallapotheke für das Wandern Blasenpflaster, Steri-Strips, Tape, Mullbinden und sterile Tücher sowie Verbandsschere, Rettungsdecke, Schutzhandschuhe und Splitterpinzette vorhanden sein. Aber auch Beatmungstuch, Dreiecktuch, Desinfektionstuch, Sam Splint und die persönlichen Medikamente gehören ins Erste-Hilfe-Paket.
Der Biwaksack kommt optimalerweise als Erstes beim Packen in den Rucksack und nach Ankunft am Ziel als Letztes unbenutzt wieder heraus. Doch im Notfall ist dieser „Überlebensbeutel“ ein besonders wichtiges Utensil, schützt es vor Nässe, Schmutz und Auskühlung. Da der Notfall-Biwaksack nicht für das allgemeine Übernachten in den Bergen gedacht ist, kann hier zugunsten eines kleinen Packmaßes und Leichtigkeit auf ein einfacheres Modell zurückgegriffen werden, das meist nur einige wenige Euro kostet.
Die Stirnlampe ist immer dann wichtig, wenn das Tageslicht zur Neige geht – also auch, um im Notfall bei Nacht vom Berg wieder ins Tal zurückzukommen. Zudem kann mit ihr auch das alpine Notsignal abgesetzt werden. Für die Notfallausrüstung sind batterielose Modelle eine gute Wahl.
Und natürlich darf das mobile Telefon auf keiner Bergtour fehlen, um im Notfall Hilfe holen zu können. Hier sollte bedacht werden, dass neuere, modernere Geräte aufgrund von Kälte sehr schnell ausfallen können. Ältere Modelle sind dafür oft robuster und sogar noch billiger. Zudem bieten sie meist auch eine längere Akkulaufzeit.
Insgesamt sollte die Notfallausrüstung um die 350 Gramm wiegen. Bei Bedarf kann sie auch noch um weitere Utensilien wie eine Signalpfeife und ein GPS-Gerät erweitert werden.
In den Bergen ist ein funktionierendes Handynetz nicht immer garantiert. Daher sollte bei der Vorbereitung der Tour auch überlegt werden, eine Alternative zum mobilen Telefon einzupacken. Am praktischsten können dafür Satelliten-Mobiltelefone sein, mit denen von nahezu überall jede beliebige Telefonnummer gewählt werden kann. Für Bergsteiger im alpinen Raum ist das Thuraya-Satelittennetz optimal, in anderen Ländern sind Iridium, Inmarsat oder Globalstar verbreitete Netze.
Satelliten-Messenger können ebenfalls eine Alternative darstellen, die Daten (SMS, Mail) senden und je nach Modell auch empfangen können. Zudem ist hier oft eine Funktion integriert, die anderen Personen ermöglicht, die aktuelle Position festzustellen. Weitere Alternativen zum Telefon sind der Funk (z. B. Rega-Notfunk in der Schweiz) oder Ad-hoc-Netzwerke auf dem Handy, die über Apps installiert werden. Letzteres ist jedoch noch nicht weit verbreitet.
Ist ein Unglücksfall eingetreten, kommt es auf das richtige Verhalten der Wanderer ein. Oberste Gebot ist dabei: Ruhe bewahren! In manchen Fällen kann der Notfall selbst bewältigt werden, in anderen braucht es die organisierte Rettung. Diese kann je nach Region und wegen beispielsweise schlechter Wetterverhältnisse Stunden brauchen, bis sie die Wanderer erreicht. Überlegtes Handeln ist daher wichtig. Im Notfall sollten folgende zwei Schritte gemacht werden:
Generell gilt in dieser Phase: Der Selbstschutz geht vor Fremdschutz! Weitere Unfälle sind unbedingt zu vermeiden. Wanderer sollen zunächst feststellen, wo der Unfall passiert ist und die verletzte Person sich befindet. Bestehen Gefahren wie Lawinen oder Steinschlag müssen anderen Personen unbedingt aus dem Bereich in Sicherheit gebracht werden. Danach sollte der konkrete Fall eingeschätzt werden. Welche Verletzung liegt vor? Die Erstuntersuchung ist essenziell für die Notfallmeldung, denn ein Abtransport eines Verletzten ist bei einem Herzstillstand beispielsweise schneller wichtig als bei einer Verstauchung von Fuß oder Knöcheln.
Auch in den Bergen gilt die europaweite Notrufnummer 112, mit der per Handy die Bergrettung alarmiert werden kann. Ist kein Anruf beispielsweise durch nicht vorhandenes Netz möglich, muss auf Alternativen zurückgegriffen werden. Das kann einerseits der Wechsel des Standorts sein oder bei Möglichkeit die individuelle Hilfe bei nahegelegenen Hütten suchen. Aber auch das Absetzen des alpinen Notrufsignals mit Pfiffen, Rufen oder Lichtsignalen ist möglich. Dieses funktioniert wie folgt:
Ist ein Kontakt zu Rettern hergestellt, sind die fünf „W“ die wichtigsten Informationsquellen: wo, was, wie viele Verletzte, welche Verletzungen, Warten auf Rückmeldung. Nach Absetzen des Notrufes sollten keine weiteren Telefonate geführt werden, um die Leitung für Rückfragen freizuhalten.
Vorbeugung ist besser als Nachsorge. Daher sollte vor einer Bergtour immer der Punkt Sicherheit mit in die Planung einbezogen werden. Dazu gehören auch fundierte Kenntnisse in der Ersten Hilfe. Ein Erste-Hilfe-Kurs oder eine Auffrischung des Wissens vor ausgedehnten Touren ist eine dringende Empfehlung für alle Bergwanderer. Kurse werden von verschiedenen Vereinen angeboten, aber auch Broschüren und Bücher können zur Auffrischung gute Dienste leisten.
Kein Wanderer ist vor einem Unfall in den Bergen gefeit. Daher sollte unbedingt eine Notfallausrüstung bestehend aus Erste-Hilfe-Set, Biwaksack, Stirnlampe und Telekommunikationsgerät jeden Ausflügler in die Berge begleiten. Im Falle eines Notfalles gilt es zunächst, Ruhe zu bewahren, die Lage einzuschätzen und dann einen Notruf mit den wichtigen 5 Ws abzusetzen.
Bildnachweis: Von Bhanu Khatiwada [Lizenz] via unsplash.com