Ein Stück aus dem saarländischen Mettlach hat fast jeder Haushalt in Deutschland, ob er nun davon isst, darauf herumspaziert oder seine Geschäfte verrichtet: Geschirr, Fliesen und Keramik von Villeroy & Boch ist auch dem spartanisch Lebenden ein Begriff. Seit 1842 ist die Alte Benediktinerabtei in Mettlach der Sitz der Hauptverwaltung des Traditionsunternehmens.
Villeroy & Boch entstand 1836 aus der Fusion der vormals konkurrierenden Unternehmen Villeroy und Boch. Übrigens wurde da auch untereinander geheiratet, Eugen Anton Boch (1809-1898) heiratete in Fremersdorf Oktavie Villeroy (1823-1899). Zur Goldenen Hochzeit 1892 wurde er in den Adelsstand erhoben und bekam das „von“.
Viel früher wurde die Abtei Sankt Peter und Maria in Mettlach gegründet und zwar im 7. Jahrhundert als Benediktinerkloster. 1809 kaufte Jean-Franҫois Boch das stark beschädigte Ensemble, baute es wieder auf und um, nämlich zum Teil zu einer Fabrik. Noch heute ist die Alte Abtei Konzernzentrale des Unternehmens Villeroy & Boch.
Die Keramikwarenmanufaktur Boch begann übrigens schon 1748. In Mettlach schlug die Stunde der ersten Massenfertigung von Geschirr und den Mettlacher Platten, eine Bodenfliese mit einem eingelegten Muster.
Eugen von Boch war auch ein Keramiksammler. Die Stücke, darunter auch viele Vasen, dienten zur Inspiration sowie der Lehrlingsausbildung. Im Erlebniszentrum Villeroy & Boch kann man sich das gerne im Keramik-Museum ansehen. Man sieht die Tafel der Eheleute Eugen und Oktavie von Boch, die Ausstellungsräume präsentieren Tischkultur im Wandel der Jahreszeiten und es gibt auch modernes zu sehen, Keravision und Badlandschaften.
Sehr schön ist auch das Café auf dem Firmengelände, das im Stil des Dresdner Milchladens eingerichtet wurde. Der Dresdner Milchladen gilt laut Guinness Buch der Rekorde als „schönster Milchladen der Welt“ (Erich Kästner in: Als ich ein kleiner Junge war) und gehörte Paul Pfund. Ausgestattet wurde er 1892 mit Fliesen von Villeroy & Boch – fast 250qm handbemalt.
Wahrlich beachtlich ist auch das Gebäude der Alten Abtei selbst. Zwei Eckrisalite, ein mächtiger Mittelrisalit und insgesamt 27 Achsen in der Länge ohne Anbau und zweigeschossig zeigt sich das Gebäude am Saarufer. Daneben schließt sich das Formenlager der Keramischen Werke an. Die Bausubstanz geht in der Hauptsache auf das 18./19. Jahrhundert und den Stil des Spätbarocks zurück.
Neben dem schönen Abteipark mit altem Baumbestand und einer kleinen Brücke von 1841, sieht man auf dem Areal vor dem Gebäude einen Schinkel-Brunnen aus dem Jahr 1838, der von Karl Friedrich Schinkel geschaffen und vom preußischen Kronprinz Friedrich Wilhelm an Boch geschenkt wurde – zum Dank. Boch hatte eine Reliquie des Johann von Böhmen für den Kronprinzen in der Abtei in Sicherheit gebracht. Auf dem Brunnen steht eine Skulptur des einstigen Königs von Böhmen und Grafen von Luxemburg.
Sehr viel älter und damit auch das älteste Sakralgebäude im Saarland ist der auf dem Gelände stehende Alte Turm. Er wurde um 990 als ottonische Grabkapelle für den Heiligen Liutwinus gebaut. Liutwin war ein Klostergründer aus Mettlach und lebte um 700. Der Turm ist ein Oktogon mit halbrunden Nischen. Die Wendeltreppe wurde 1247 angebaut. Gotische Veränderungen erhielt der Turm im 13. und 14. Jahrhundert.
Das Erlebniszentrum Villeroy & Boch hat Alt und Neu zu bieten. Recht neu ist der komische Vogel mit Hahnenkamm und spitzem Schnabel auf zwei Beinen von Efeu umrankt und schlappe 14m hoch. Der Zweibeinervogel ist ein Erdgeist, geschaffen von André Heller und er bewacht den Pavillon „Living Planet Square“ des WWF bei der EXPO 2000. Um den Pavillon herum stehen 12 große Mosaiktafeln (8 x 3m), die Künstler Stefan Szczesny für die WWF-Initiative „Global 200“ geschaffen hat. 100 Euro Spende für eine der 200 gefährdeten Ökoregionen ergeben ein personalisiertes Steinchen auf dem Living-Planet-Puzzle. Es finden sich schon über 22.000 Namen auf dem Puzzle. Das hat übrigens 137.000 Einzelteile.
Wo man geht und steht in Mettlach begegnet einem Villeroy & Boch – auch im Factory Outlet in der Freiherr-vom-Stein-Straße und an dem Haus an der Ecke Saareckstraße mit dem Mosaik vom Füllhorn.
Auf der anderen Saarseite liegt das Schloss Saareck aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, wo die Familie von Boch einst gewohnt hat. Es ist seit 1954 das Gästehaus von Villeroy & Boch, das man für Feiern mieten und wo man übernachten kann. Im Park steht das Gestüt Schloss Saareck, das Mitte des 19. Jahrhunderts als Boch’sches Privatgestüt gebaut wurde.
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