Biberach an der Riß war einst eine Freie und Reichsstadt. Darunter fielen seit zu Zeiten des Heiligen Römischen Reiches Stadtgemeinden, die Privilegien besaßen und als Reichsstadt direkt dem Kaiser unterstanden. Seit 1962 ist Biberach Große Kreisstadt und zählt rund 33.000 Einwohner. Pilger auf dem Oberschwäbischen Jakobsweg, zwischen den Münstern in Ulm und Konstanz, kommen hier durch.
Biberach verortet sich „im Herzen Oberschwabens“ und nennt seine Stadtrundgänge: Stadt-Verführung. Wir sind gespannt und starten am Bismarckring am Ulmer Tor. Durch das historische Stadttor werden wir bereits in die über 800jährige Geschichte Biberachs geleitet – und geläutet wurde hier seinerzeit der „Gausappell“ am Abend, der ans Gänseeintreiben gemahnte. Das Ulmer Tor ist das einzig erhaltene Stadttor, welches mit der Erweiterung der Stadt, Mitte des 14. Jahrhundert, errichtet wurde. 1820 kam der Glockenstuhl hinzu.
Wir lenken die Schritte in Richtung der simultan genutzten Stadtpfarrkirche St. Martin aus der Zeit der Gotik. Doch bevor wir uns das näher angucken, folgen wir der Pfluggasse und heben uns Kirche und Marktplatz für später auf. Wir biegen in die Viehmarktstraße und sehen das schmucke Komödienhaus mit Theater. Im Untergeschoss wurde einst geschlachtet und wenn der Stadtbach, der unterm Haus fließt, rot war, war klar, dass es frisches Fleisch geben würde.
Wenn wir einen Abstecher nach rechts machen, kommen wir zum Spitalhof mit Spitalkirche und dem Museum Biberach. „Der Hospital zum heiligen Geist (Museum Biberach)“ wurde bereits vor 1258 gegründet. Nach dem Stadtbrand entstand der große mittelalterliche Gebäudekomplex mit dem Grundgedanken der Barmherzigkeit für Kranke, Waise, Alte und als „Narrenstube“.
Unsere Runde geht entlang dem Viehmarktplatz und an der Stadtbibliothek vorbei sowie über den Ratzengraben. Nächstes Ziel ist das Wieland-Gartenhaus beim Wielandpark. In den Gartenhäusern ist ein Museum zum Biberacher Dichter Christoph Martin Wieland (1733-1813), einem Schriftsteller der Aufklärung, der die Häuser einst angemietet hatte. Wieland machte die Redewendung bekannt, „den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen“.
Die Wanderung führt uns zum Ratzengraben und auf den Braithweg. Der Ratzengraben wurde bereits 1363 angelegt. Er diente zum „Rotzen" des Flachses für das Weberhandwerk. Der renaturierte Bachlauf ist Teil eines Naturkundepfades. Das Rotzen ist einer der vielen Arbeitsgänge, um aus dem Flachs die Fasern aus der Bastschicht herauszulösen.
Der Braithweg führt uns durch den Stadtpark und zum 41m hohen Weißen Turm (1484), der auch als Gefängnis diente. Der nächste ist der Gigelturm am Gigelberg. Der Gigelturm (14. Jahrhundert) wurde 1788 umgebaut. Von seiner Balustrade aus hatte der Gigelesmann eine gute Sicht auf mögliche Brände in der Stadt und konnte Alarm schlagen.
Wir wandern über den Gigelberg nebst Festwiesen und Gigelberghalle, folgen der Gaisentalstraße zur Friedenskirche und gehen zum Aussichtspunkt Lindele und erreichen das 614m hohe Lindele. Das Lager Lindele, nördlich von hier, war ein Internierungslager in der NS-Zeit.
Rund 3,6km sind wir gegangen, dann geht es hinab, wir kommen durch das Wäldchen Ziegeldumpf, am Friedhof vorbei und nehmen uns der schmucken Altstadt an. In der Zeughausgasse findet man eines der ältesten Kleinbürgerhäuser, vermutlich aus dem Jahr 1319. Es wurde als sogenanntes Rauchhaus gebaut. Drinnen war ein offenes Feuer und dessen Rauch zog durch das Eulenloch ab.
Der Marktplatz Biberach gilt als einer der schönsten in Süddeutschland und die Denkmäler reichen sich die Klinken. Der Marktplatz entstand wahrscheinlich im 12. Jahrhundert und ist gesäumt von prächtigen Bürgerhäusern. Das Esel-Denkmal (von Peter Lenk), lehnt sich an die antike Geschichte eines Streits um des Esels Schatten. Wieland hatte sich des Themas auch schon angenommen.
Der Ritter am Marktbrunnen hält unbeeindruckt das Stadtwappen, den goldenen Biber auf blauem Grund. Einträchtig mit Glas verbunden sind das Alte- und Neue Rathaus. Das alte ist von 1432 und das neue wurde auf 1.800 Eichenpfähle gestellt, weil der Grund morastig war.
Die Kirche St. Martinus und Maria hat einen gotischen Kern, wird seit 1548 simultan genutzt, nach einem Blitzeinschlag 1584 erhielt sie einen neuen Turm und im 18. Jahrhundert eine barocke Umgestaltung im Inneren. Sehr beeindruckend ist das große Deckenfresko von Johannes Zick, das die Geschichte von Jesus zeigt, von der Geburt bis zur Himmelfahrt. Die Bildersprache in der Simultankirche ist interessant anzuschauen.
Bildnachweis: Von Tilman2007 [CC BY-SA 4.0] via Wikimedia Commons
Südöstlich von Biberach an der Riß liegt die Gemeinde Ummendorf. Von 540m beim Jordanbad, geht es gleich hinauf auf 655m und über den Jordanberg....