Mainz-Kastel


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Seinen ersten Namensteil verdankt der Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel der jahrhundertelangen Zugehörigkeit zu Mainz, den zweiten Namensteil der Tatsache, dass hier von den Römern etwa 11 v.Chr. eine Brücke über den Rhein gebaut wurde und zur Sicherung das Castellum Mattiacorum angelegt wurde. Um das Kastell im Gebiet der Mattiaker entstand eine Siedlung, von der zwei Handelsstraßen nach Osten führten: Die Via Regia leitet über Frankfurt an die Ostsee, die Antsanvia in den Thüringer Wald nach Eisenach.

Nach der römischen Zeit wurde es still um Mainz-Kastel. Im Mittelalter waren die Menschen zu sehr mit Pest und Kriegen beschäftigt, so dass die im 9. Jahrhundert abgebrannte Bücke über den Rhein bis ins 17. Jahrhundert nicht wieder hergestellt wurde und Kastel seine strategische Bedeutung einbüßte. Nach zwei Jahrhunderten mit einer Schiffsbrücke wurde 1882-85 wieder eine Rheinbrücke gebaut, die im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Armee gesprengt wurde. 1948-50 entstand dann die Theodor-Heuß-Brücke, die Mainz mit Mainz-Kastel verbindet.

Die Brücke hatte eine wichtige Bedeutung für den Ausbau der Festung Mainz als Bollwerk gegen Frankreich. Die Festung Mainz wurde nach der Niederlage Napoleons und dem Wiener Kongress zur Bundesfestung ausgebaut und 1825 offiziell dem Deutschen Bund übergeben, um einen Einmarsch Frankreichs in deutsche Lande für immer zu unterbinden. In diesem Kontext entstand 1830-34 die Mainzer Reduit, um den Brückenkopf zu sichern. Die Reduit wurde auf einem Rost von 1800 Eichenpfählen gegründet. Sie besteht aus einem zweistöckigen Hauptbau mit Nebengebäuden.

In der Mainzer Reduit ist heute u.a. das Museum Castellum untergebracht. Das 1990 eingerichtete Heimatmuseum zeigt archäologische Funde, die die Geschichte von Mainz-Kastel beleuchten. Der Innenhof der Reduit wird im Sommer für Open-Air-Kinos, Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt.

Zur Anlage der Reduit gehört auch die sogenannte Bastion Schönborn am Rheinufer. Hier befindet sich im Obergeschoss ein weiteres kleines Museum, das Kasteler Flößerzimmer. Es erinnert an die Tradition der Rhein-Flößer, die am Zusammenfluss von Main und Rhein über Jahrhunderte gut zu tun hatten. Unter dem Flößerzimmer lädt ein gastronomischer Betrieb zum Pausieren am Kasteler Strand ein, einem Naturstrand, der in einen von Kastanien beschatteten Biergarten übergeht.

Geht man vom Rheinufer in die Ortskern von Mainz-Kastel, trifft man auf die katholische Pfarrkirche St. Georg. Sie entstand aus einer kleinen Kapelle, die erstmals 1498 genannt wurde. Die steinerne Stiftungsurkunde findet sich heute im Vorraum des Haupteingangs der St. Georg Kirche, die 1698-1703 erbaut und 1935-37 noch einmal wesentlich umgebaut wurde.

In direkter Nachbarschaft der St. Georg Kirche fand man 1986 bei Tiefbauarbeiten das Fundament eines römischen Triumphbogens. Er hat wohl einst den römischen Machtanspruch auch rechts des Rheins angezeigt. Die riesigen Steinquader wurden geborgen und in einer kleinen Museumsanlage ausgestellt.

Folgt man der Bundesstraße B 455 nach Norden, erreicht man hinter der Autobahn A 671 im Unteren Zwerchweg den kleinen Tierpark Kastel. Er wird ehrenamtlich unterhalten und ist ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für Familien mit kleinen Kindern, die sich hier am Streichelgehege und dem Spielplatz Appetit für ein Picknick im Freien holen können.

Oberhalb des Tierparks liegen am Petersberg die Überreste von Fort Biehler, wie die Reduit ein Teil der Festung Mainz. Fort Biehler wurde 1880-84 errichtet, fiel später an die Franzosen und wurde in den 1930er Jahren als günstiger Steinbruch für die Errichtung der Wohnsiedlung Fort Biehler.

Noch ein Stückchen weiter nördlich im Übergang zum Stadtteil Erbenheim findet sich eine weitere Schutzeinrichtung, diese ist allerdings etwas älter und trotzdem noch besser erhalten. 1497 wurde die Erbenheimer Warte erbaut und gehörte damals zur Kasteler Landwehr, einer Kette von Wachtürmen, die das Mainzer Hoheitsgebiet insbesondere von den räuberischen Herren aus Eppstein schützen sollte. Die Erbenheimer Warte, ein weißer Rundturm mit spitzem Steindach und Pechnasen, wird wie die anderen Museen in Mainz-Kastel von der Gesellschaft für Heimatgeschichte Kastel betreut. Eine Besichtigung ist nach Voranmeldung möglich.


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