Was für ein Bollwerk! Die Feste Kaiser Wilhelm II. wurde in Elsass-Lothringen, das damals zum Deutschen Kaiserreich gehörte, in die Erde gestemmt. Man baute zwischen 1893 und dem Ersten Weltkrieg eine Befestigungsanlage mit 6km Umfang und 254ha Fläche, rund 200m über dem Breuschtal, dem Tal des Flusses La Bruche, dieses Fort, das für 6.500 Mann Besatzung ausgelegt war. Da gehen wir heute hin. Die Festungsanlage ist für Besucher geöffnet. Eine Führung dauert rund 2,5 Stunden.
Start ist im Tal der Bruche (Ill-Zufluss) im französischen Molsheim, einer Gemeinde der Region Grand Est, am Bahnhof. Von dort geht’s in Richtung Stadtkern, wobei wir La Bruche queren, an den Canal Coulaux gelangen, uns dort rechts halten, kurz später dann links, den Kanal queren, zur Schule und den Kirchen kommen. Im Feld zwischen Lycée und Église liegt der Parc des Jésuites, links unseres Routenverlaufs.
Wir stehen vor der ehemaligen Kirche des Jesuitenkollegiums, der Jesuitenkirche Molsheim, die 1615-1618 im barocken und nachgotischen Stil gebaut wurde. Sie ist recht groß und geräumig ausgefallen, mit über 82m Länge, das Gewölbe kommt im Inneren auf 20m. Gleich benachbart ist die Kapelle Notre-Dame. Die Liebfrauenkapelle aus den 1860ern ist auch im Inneren sehr hübsch.
Kurz später öffnet sich unsere Runde. Wir verlassen gen Nordwesten Molsheim, kommen dabei durch die Stadtmitte, streifen den Place de l‘Hôtel de Ville, den Rathausplatz mit schönem Rathaus, weiteren Baudenkmälern, Cafés, Läden, Brunnen und einer Touristeninformation.
Von Molsheim, dass an der Elsässischen Weinstraße liegt, wandern wir ansteigend in die Weinlagen. Der Wein ist ein Wirtschaftszweig Molsheims. Ein weiterer Zweig, der bei Freunden schneller und ausgefallen designter Fahrzeuge bekannt ist, ist Bugatti. Im angrenzenden Dorlisheim ließ Ettore Bugatti ab 1910 seine Fahrzeuge bauen. Mercedes baut in Molsheim Sonderfahrzeuge.
Der Steinweg bringt uns zur Feste Kaiser Wilhelm II. (Fort de Mutzig) die wir dann innerhalb von gut 8km umrunden werden. Das Gelände war nach dem zweiten Weltkrieg zeitweilig militärischer Übungsplatz des französischen Militärs. Deutsche und Franzosen kümmern sich gemeinsam um diesen besonderen Ort, im Zeichen des Friedens und der Freundschaft. Die Feste war nie Schauplatz größerer Auseinandersetzungen. Wäre sie belagert worden, hätte sie drei Monate autark überstanden. Bei einer Besichtigung ist man auch teils unter der Erde unterwegs (Pulli anziehen).
Wieder im friedlichen Grün, wandern wir durch den Wein auf dem Leimenweg hinab nach Molsheim und können uns in den Gassen verbummeln, noch das ein oder andere Baudenkmal sehend.
Bildnachweis: Von Ralph Hammann [CC BY-SA 4.0] via Wikimedia Commons