Was entsteht, wenn man in einen Würfel sechs passende Flächendiagonalen einzeichnet? Ein Tetraeder, ein Vierflächner aus vier Dreiecken. Manch einer erinnert sich noch an das süßklebrige Getränk Sunkist in einen pyramidenförmigen Tetrapack der 70er Jahre, das man auf Wandertagen ins Rucksäckchen bekam.
Wir erklimmen heute das Tetraeder Emscherblick von Bottrop mit einer Seitenlänge von 60m auf der Halde an der Beckstraße. Vom begehbaren mathematischen Kunstwerk von Wolfgang Christ kann man weit übers Ruhrgebiet schauen.
Über vier Kilometer werden wir uns zunächst in der Ebene aufhalten und uns dann zum Haldenereignis aufschwingen. Start der Wanderung, die von oben betrachtet die Umrisse einer mit Knall platt getretenen Sunkist-Tüte haben könnte, ist Boy. Boy ist der östlichste von 17 Stadtteilen Bottrops. Nördlich und östlich fließt die Boye der Emscher zu. Wandereinstieg ist der S-Bahnhof Bottrop-Boy an der S 9 (von Haltern am See über Essen nach Wuppertal).
Wir gehen an der St. Johannes Kirche vorbei, die nach dem zweiten Weltkrieg neu aufgebaut wurde, mit freistehendem Glockenturm, hier überwiegt das Sechseck. Wir sind auf dem Weg zur Arbeiterkolonie Gartenstadt Welheim.
Die Gartenstadt Welheim entstand in der Zeit 1914-23 und liegt heute an der Route der Industriekultur. Die Arbeitersiedlung war für die Bergleute der Schachtanlage 1/2 der Zeche Vereinigte Welheim gedacht, die bereits 1931 ihre Tätigkeit einstellte. Das Zechengelände ist von einem Gewerbegebiet überbaut. Die Siedlung umfasst 650 Gebäude und 40 Haustypen, oft mit offenen Vorgärten, roten Ziegeldächern, Gauben und Giebelchen.
Nachdem wir den Schwenk durch die Gartenstadt Welheim gemacht haben, gehen wir in südwestliche Richtung zum Tetraeder. Vorher kommen wir an einer weiteren Attraktion der Ruhrregion vorbei, dem Alpincenter Bottrop mit Sommerrodelbahn und Indoor Skydyving. Das Alpincenter ist an der Halde Prosperstraße. Südlich davon sind die Zeche Prosper und die Kokerei Prosper sowie das Bergwerk Prosper-Haniel, das übrigens letzte noch aktive Steinkohlebergwerk im Ruhrgebiet. Es soll Ende 2018 geschlossen werden.
Wir werden gleich vom Tetraeder aus einen Blick auf die Kohlegeschichte und die Ergebnisse des Strukturwandels werfen können. Wenn wir die Gleise hinter uns lassen, geht es aufwärts von rund 40m auf über 100m und zur Aussichtsplattform auf der Halde an der Beckstraße. Der Tetraeder ist eine 50m hohe Stahlkonstruktion, die luftig zu schweben scheint, stünde sie nicht auf stählernen Stelzen. Im großen Tetraeder sind kleinere integriert und es spindelt sich eine Treppe hinauf. Fantastischer Blick! Nach der erhabenen Aussicht schrauben wir uns wieder in die Tallage und gehen zum Ausgangspunkt zurück.
Bildnachweis: Von Frank Vincentz [GFDL] via Wikimedia Commons
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