Wir erleben heute Stadt und Naturschutz, mit Sélestat und dem Réserve naturelle du Ried de Sélestat, das sich südlich des Städtchens ausdehnt, zwischen dem Rhein östlich und nordöstlich dem großen Parc naturel régional des Ballons des Vosges.
Etliche Bächlein durziehen den Laubmischwald, in dessen Schatten wir auf und ab wandern. Start ist im Herzen der Altstadt von Sélestat (Schlettstadt), historisch einer Reichsstadt, die zur Renaissance ihre größte Blütezeit hatte. Beim Parkplatz Albert Schweizer, gegenüber der Touristen-Info, im Norden des historischen Kerns, starten wir, wandern ins Herz der Historie mit dem schmucken Platz beim Rathaus, streifen auf dem Weg dorthin die protestantische Kirche, die auf eine einstige Franziskaner-Klosterkirche zurückgeht. Monumental wirkt der Säuleneingang des Rathauses von 1788 aus rotem Sandstein.
Zwei weitere Kirchenbauten der Altstadt sind linkerhand unserer Route. Die romanische Église Sainte-Foy ist auch eine einstige Klosterkirche und fällt durch die mächtige Doppelturmfassade ins Auge, sowie dem Vierungsturm. Aus dem Gründungsjahrhundert, dem 11., ist nur noch die Krypta erhalten.
Zwei Gebete weiter steht die Église Saint-Georges, als eine der größten gotischen Kirchen im Unterelsass. Von 1230 bis 1490 wurde sie gebaut, über Fundamenten aus der Karolingerzeit, im Stil einer französischen Kathedrale.
Wem so viel Kultur Hunger bereitet hat, könnte einen Abstecher ins Brotmuseum (Maison du Pain d’Alsace) in der Nähe machen, da ist auch ein leckerer Laden dabei, mit Keksen, Brioche und mehr, am Place du Docteur Kubler mit der Humanistischen Bibliothek.
Unsere offizielle Wegführung leitet uns nahe an einem einstigen weiteren Kloster vorbei, dem Kloster Sylo mit Kapelle Saint Quirin und dem heutigen Krankenhaus. Gen Südosten geht’s aus dem Kern heraus an die Ill, die hier einen ordentlichen Bogen formt. Gegenüber sind eine Bibliothek und ein Veranstaltungsort. Wir bleiben ein Weilchen in der Ill-Aue, verlassen die Bebauung gen Osten und kommen in das Réserve naturelle du Ried de Sélestat, nachdem wir die Ill gequert haben.
Hier breitet sich auf gut 1.855ha ein sehr vielseitiges Landschaftsmosaik aus: Auenwald, Wiesen, Gräser, Schilf, Bachläufe. Der Tisch für zahlreiche, auch sehr seltene Arten, ist reich gedeckt. Die Riedlandschaft lebt im Rhythmus der Ill-Überschwemmungen. Damhirsche, Biber, über 30 Libellenarten und über 140 Vogelarten wurden im Illwald gezählt. Durch das Naturschutzgebiet quert die D424, wir queren sie und lassen uns das Schutzgebiet mit seinem Auwald und den offenen Flächen gefallen, kommen wieder an die Ill, begleiten sie auf unserem Weg nach Sélestat.
Dort entdecken wir weitere Plätze und Gebäude, wie den Place Albert Ehm vor der Synagoge aus dem Jahr 1890, im neoromanischen Stil, schlendern durch einige Gassen, die auch zum Wegabweichen einladen – vielleicht jetzt doch noch ein Schoko-Brioche beschaffen.
Bildnachweis: Von Psu973 [CC BY-SA 4.0] via Wikimedia Commons