Wandertipps für Familien: So kommen auch kleine Wanderfüße entspannt ans Ziel


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Wandern ist eine vielseitige Freizeitbeschäftigung, die auch für die ganze Familie geeignet ist. Gemeinsame Zeit in einer entschleunigten Umgebung verbringen, die Natur erleben und viele spannende Eindrücke sammeln, all das macht Wandern zu einem echten Familienerlebnis.

Wenn Eltern ihre Liebe zum Wandern leben, ist es gar nicht so schwer, die Freude daran auch an die nächste Generation weiterzugeben. Damit kleine Wanderfüße mit viel Spaß dabei sind und entspannt ans Ziel kommen, gibt es ein paar grundlegende Dinge zu beachten. So wird Wandern für Klein und Groß zum Freizeitvergnügen.

Nicht zu hoch hinaus

Damit die Familienwanderung für alle zu einer positiven Erfahrung wird, sollten Eltern die Wanderroute mit Bedacht wählen. Bei Touren mit Baby und Kleinkind sind dabei insbesondere die zu überwindenden Höhenmeter zu berücksichtigen.

Allzu hoch hinaus darf es mit kleinen Wanderern noch nicht gehen. Babys und Kleinkinder tun sich meist noch schwer damit, die dünnere Luft in Höhenlagen zu verarbeiten. Ihr Organismus kommt mit der geringeren Sauerstoffsättigung in der Höhe schlechter zurecht als der eines Erwachsenen. Höhenkrankheit nennt die Medizin das Phänomen, das auch bei Jugendlichen und Erwachsenen auftreten kann, wenn sie einem starken Höhenanstieg ausgesetzt sind, ohne dass der Körper ausreichend an Luftveränderungen angepasst ist.

Typische Symptome, auf die Eltern bei Wanderungen mit Babys und Kleinkindern achten sollten, sind Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und allgemeines Unwohlsein. Vielfach reagieren insbesondere sehr kleine Kinder auch mit schmerzhaftem Ohrdruck auf starke Höhenunterschiede und die dünnere Luft in Höhenlagen. Dies kann sich durch Unruhe und Unwohlsein äußern. Die Symptome können auch Stunden nach dem eigentlichen Höhenanstieg auftreten, also zum Beispiel nach der Wanderung in der Unterkunft.

Besonders stark können sich die negativen Auswirkungen in der Höhe zeigen, wenn die Steigung sehr schnell, zum Beispiel bei einer Bergfahrt in der Seilbahn oder im Sessellift zurückgelegt wird. Bei einem langsamen Anstieg zu Fuß hat der Körper mehr Zeit, um sich an die veränderte Bedingungen anzupassen.

Um den noch jungen Organismus vor unangenehmen und gesundheitsgefährdenden Auswirkungen allzu luftiger Höhen zu schützen, sollten Eltern auf Wanderrouten mit moderatem Anstieg und wenigen Höhenmetern setzen. Für Babys im ersten Lebensjahr sollte es der Gesundheit zuliebe nicht höher als 1.500 Meter gehen. Für Kleinkinder sind Wanderrouten mit maximal 2.000 Höhenmetern meist gut machbar. Kinder im Schulalter dürfen sich auch auf 2.500 Meter hinaufwagen.

Wie hoch es bei der Familienwanderung hinausgehen darf, hängt natürlich vom allgemeinen Gesundheitszustand aller Familienmitglieder ab. Auch der übliche Wohnort und seine Höhenlage können großen Einfluss darauf haben, in welcher Höhe sich kleine und große Wanderer wohlfühlen. Lebt die Familie in höheren Lagen, ist der kindliche Organismus wahrscheinlich bereits gut auf eine gewisse Höhe eingestellt und kommt im Wanderurlaub möglicherweise auch mit stärkeren Höhenprofilen zurecht. Sicherer ist es im Zweifelsfalls jedoch immer, mit kleinen Kindern in flacheren Regionen auf Wanderschaft zu gehen.

Auf das echte Bergfeeling müssen Wanderfans dabei trotzdem nicht verzichten. Zum Glück gibt es allein in Deutschland zahlreiche spannende und malerische Wanderrouten, die auch ohne großen Anstieg auskommen. Zehn Tipps für Bergtouren in Deutschland gibt die familienorientierte Krankenkasse BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER in ihrem Gesundheitsjournal-Beitrag und weist darauf hin, dass man nicht immer hunderte von Höhenmetern bezwingen muss, um Glücksgefühle zu erleben.

Mit Kindern ticken die Uhren anders

Für die Vorbereitung von Wandertouren mit Kindern können vorgeplante Wanderrouten eine sinnvolle Orientierung sein. In ganz Deutschland gibt es eine große Vielfalt an empfohlenen Touren, die für jeden Geschmack das Richtige zu bieten haben.

Eltern sollten bei der Planung jedoch berücksichtigen, dass die angegebenen Wege für kleine Kinderfüße viel länger sind als für Erwachsene. Für Familienwanderungen müssen häufigere und längere Pausen eingeplant werden, das Lauftempo muss an die Fähigkeiten der jüngsten Mitwanderer angepasst werden und für den Spaß und den Erlebnisfaktor sollte auch ausreichend Zeit eingeplant werden, um abseits der Wege auf Abenteuersuche zu gehen.

Insbesondere mit sehr kleinen Kindern, die auf eigenen Beinen unterwegs sind, kann die tatsächlich benötigte Zeit für eine Wegstrecke deshalb stark von dem abweichen, was in den Tourenbeschreibungen angegeben wird.

Um Frust und Überforderung zu vermeiden, können Eltern gezielt nach Wanderrouten Ausschau halten, die für das gemeinsame Erlebnis als Familie geplant wurden. Alternativ ist es auch möglich, leichte Touren für Erwachsene zu wählen und die Gesamtstrecke je nach Alter der Kinder um ein Drittel oder sogar um die Hälfte zu kürzen und ein Endziel zu bestimmen, das sich auch mit geringerem Lauftempo in der geplanten Zeit gut erreichen lässt.

Auf diese Weise kommen alle entspannt an und es bleibt genug Zeit für gemütliche Pausen und schöne gemeinsame Erlebnisse.

So weit die kleinen Füße tragen

Für die Planung der perfekten Wanderroute für den Familienausflug ist auch die Streckenlänge entscheidend. Hier sollten Eltern bei aller Wanderleidenschaft realistisch bleiben und Touren auswählen, die auch die jüngsten Familienmitglieder körperlich und im Hinblick auf den Enthusiasmus nicht überfordern.

Wer mit Baby und sehr kleinen Kindern unterwegs ist, kann die Wegstrecke meist davon abhängig machen, wie weit er selbst laufen möchte oder bereit ist, die Babytrage oder die Kraxe über Stock und Stein zu tragen. Wer mit Baby oder Kleinkind in der Kraxe, im Tragetuch oder im Wanderrucksack unterwegs ist, kann zwar das Lauftempo selbst bestimmen, allerdings gilt zu beachten, dass die Kleinen maximal drei bis vier Stunden pro Tag darin sitzen sollten. Während dieser Zeit ist immer wieder eine ausgiebige Pause angesagt, in der viel Platz für Bewegung angeboten werden kann. Im Anschluss kann die nächste Wegetappe in Angriff genommen werden. Zeitlich flexibler gestaltet sich die Wanderung im Kinderwagen mit Liegefunktion. Darin können die Kleinen sich nach Belieben ausstrecken und jederzeit schlafen, wenn es ihnen zu viel wird. Dafür schränkt die Mitnahme eines Kinderwagens die Auswahl der zur Verfügung stehenden Wanderstrecken deutlich ein.

Sobald kleine Mitwanderer auf eigenen Beinen stehen möchten, ist die Laufstrecke daran anzupassen, was sie bewältigen können. Das gilt nicht nur für Unebenheiten und Hindernisse auf der Strecke, sondern auch für die Länge der geplanten Tour.

Als Faustregel können Eltern damit rechnen, dass Kinder im Kindergartenalter mit ausreichenden Pausen eine Wegstrecke von 6 bis 7 Kilometern eigenständig bewältigen können.

Kinder im Grundschulalter haben in ihrer Kraft und Ausdauer meist noch einmal einen enormen Sprung hingelegt. Sie können oft schon Wanderrouten mit einer Länge von 10 bis 18 Kilometern schaffen, wenn die Strecke ausreichend Pausenmöglichkeiten bietet und am Wegesrand allerhand zu entdecken ist, das das Interesse wachhält.

Grundsätzlich eignen sich für Wanderungen mit jüngeren Kindern Rundwege besonders gut. So liegt am Ende des Wanderabenteuers kein langer Rückweg mehr vor den bereits müden Beinen und die gesamte Wegstrecke bleibt von Anfang bis Ende interessant. Alternativ können Familien auch längere Wandertouren in Angriff nehmen und dabei einplanen, einen Teil der Strecke mit einem Wanderbus, einer Seilbahn, einer Fähre oder anderen Transportmitteln zurückzulegen. So bleibt die zu laufende Gesamtstrecke überschaubar und das Befahren der Teilstrecke kann sowohl als Pause als auch als kleines Highlight auf der Wanderung genutzt werden.

Jugendliche können es in ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit den Erwachsenen beinahe schon gleichtun. Je nachdem, wie körperlich aktiv sie sind und wie viel Freude am Wandern sie mitbringen, lassen sich mit ihnen bereits ausgiebige Wanderrouten planen, die selbst weit entfernte Ziele in greifbare Nähe rücken lassen.

Wie weit die kleinsten Füße der Familie tragen, hängt davon ab, wie aktiv der Alltag für gewöhnlich gestaltet wird und wie früh die Kinder es gewohnt sind, viele Wege im täglichen Leben auf ihren eigenen Beinen zu bewältigen. Hier kommt auch der individuelle Charakter ins Spiel. Während manche Kinder es gar nicht eilig haben, den Buggy oder die Trage zu verlassen, können es andere kaum abwarten, die Welt mit eigenen Schritten zu erkunden. Wanderfreudige Eltern können die Kleinen schon früh mit der Freude am Laufen und an der Bewegung in der Natur anstecken und damit die richtigen Weichen für gemeinsame Wanderabenteuer stellen.

Bildnachweis: Von Lucas Canino [Lizenz] via Unsplash


Dieser Artikel ist im Ressort Planung und Vorbereitung erschienen.
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