Als sich Wiesbaden durch die häufigen Besuche von Kaiser Wilhelm II. zur Weltkurstadt entwickelte, platze die Stadt schnell aus den Nähten. Von 1870-1910 vervierfachte sich die Einwohnerzahl fast. Es wurden neue Wohnung notwendig und die planten preußische Architekten und Städteplaner wie Felix Genzmer. Das Ergebnis sind großzügige Wohnquartiere im Stil des Historismus und des Jugendstil mit verzierten Fassaden, hohen Räumen und viel Stuck.
Das wahrscheinlich schönste Wohnviertel – sozusagen das Kreuzberg von Wiesbaden – ist das Rheingauviertel, das die Innenstadt zwischen Dotzheimer Straße und Schiersteiner Straße nach Südwesten verlängert. Das man richtig ist, sieht man aber nicht nur an den prachtvollen Altbauten, sondern vor allem an der Ringkirche, die sich am Ende der Rheinstraße erhebt.
Die evangelische Ringkirche in Wiesbaden ist die erste Kirche in Deutschland, die nach dem Wiesbadener Programm erbaut wurde. Dieses Wiesbadener Programm richtete die Architektur an den Forderungen Luthers nach einem Priestertum aller Gläubigen aus und setzte die Einheit von Kanzel, Altar und Orgel in die Mittelachse des Raumes. Damit löste sich die Sakralarchitektur erstmals davon, immer nur die mittelalterlichen Baustile – Romanik und Gotik – immer und immer wieder zu kopieren. Zahlreiche evangelische Kirchen, die zwischen der Bauzeit der Ringkirche (1892-94) und dem Ersten Weltkrieg in Deutschland und der Schweiz erbaut wurden, richteten sich nach diesem Wiesbadener Programm.
Der richtungsweisen Bau der Wiesbadener Ringkirche hat glücklicherweise auch den Zweiten Weltkrieg einigermaßen unbeschadet überstanden. Die Ringkirche steht auf einer auf allen Seiten stark befahrenen Kreuzungsinsel am westlichen Ende der Rheinstraße. Sie bildet damit mit ihrem 65 Meter hohem Zwillingsturm den Abschluss und Höhepunkt der breiten Sichtachse der Rheinstraße, die auf etwa einen Kilometer Länge mit ihren prächtigen Fassaden aus der Gründerzeit beeindruckt. Ihrer Lage an der Ringstraße verdankte die Kirche alsbald den Namen Ringkirche.
Ganz untypisch für das Rheingau-Viertel ist das Bauarbeiter-Denkmal an der Oestricher Straße. Es wurde 1924 zum Gedenken an verunglückte Bauarbeiter errichtet. Die drei überlebensgroßen Figuren stellen drei Archetypen von Arbeitern dar, einen Maurer, einen Vorarbeiter und einen Zimmermann. Der ausführende Bildhauer Carl Wilhelm Bierbrauer folgte bei der Gestaltung dem zeitgenössischen Stil des Realismus. Die kraftvolle, athletische Darstellung der Arbeiter veranschaulicht das Selbstbewusstsein der Arbeiterklasse zu Beginn der Weimarer Republik.
Nördlich des Rheingauviertels schließt sich das Wiesbadener Feldherrenviertel im Stadtteil Westend an. Es entstand im Wesentlichen 1895-1905 im Stile des Historismus als bürgerlicher Wohnquartier. Im Mittelpunkt des Feldherrenviertels liegt der pittoreske Blücherplatz.
Noch weiter nördlich – im Stadtbezirk Nordost – gibt es einen weiteren schönen Zielpunkt, den Alten Friedhof. Hier geht es nicht um nächtliche Gruselveranstaltungen. Der Alte Friedhof ist schon länger außer Betrieb und wurde 1977 als Freizeitgelände neu eröffnet. 128 historische Grabdenkmäler wurden glücklicherweise erhalten und teilweise umgesetzt. Im Zentrum des Freizeitgeländes Alter Friedhof entstanden Spielplätze und Grillstellen. 2010 wurde der Alte Friedhof dann noch um einen Skatepark und eine Kletterlandschaft erweitert.
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