Am Besten wird sein, man mietet sich ein. In Friedberg, ganz nah an der Burganlage, denn wenn man das einmalige Ensemble von Burg Friedberg erleben will, braucht man ein bisschen Zeit. Burg Friedberg ist mit einer Fläche von 39.000qm eine der größten Burganlagen im deutschen Sprachraum. Auf dem Burgberg herrschte allzeit Leben und das unterscheidet diese Anlage von anderen. Es sind hier Gebäude aus vielen Epochen zu finden, die noch heute genutzt werden. Schriftsteller Jens Baggesen hat 1794 Turm, Gräben und Anlage beschrieben: Friedberg ist von allen Orten, die ich gesehen, der, der am mächtigsten den Geist und alle Sinne zurück in die alte romantische deutsche Ritterzeit versetzt.
Wo soll man anfangen zu beschreiben? Vielleicht im 1. Jahrhundert nach Chr. Ein römisches Militärlager hat sich auf dem Basaltfelsen in der Wetterau in Friedberg befunden. Das castellum in monte tauno. Bemannt mit tausend Mann unter Waffen, teilweise syrische Bogenschützen zu Pferde. Reste einer Badeanlage, dem Römerbad im Untergeschoss des Naturwissenschaftlichen Baus des Burggymnasiums, stützen die historischen Erkenntnisse.
Tausend Jahre weiter wurde laut Überlieferung die Burg 1171-80 im Auftrag von Kaiser Friedrich Barbarossa gegründet. Burg und Stadt waren rechtlich voneinander getrennt, was für Stress sorgte. Aus der staufischen Zeit der Burg sind keine Bauten mehr erhalten, auch weil die Stadt Friedberg 1272-75 die Burggrafschaft Friedberg angegriffen und einiges zerstört hat. Geblieben ist trotz allem eine ganz geschichtsträchtige und schöne Menge.
Im Norden der Kaiserstraße betritt man die Burg Friedberg durch das stattliche Südtor. Hier soll der ältere Bergfried gestanden haben. Burgtor, Mauer, Türme, Zwinger und Graben und das Vorfeld bilden die sogenannte Burgfreiheit, 200m Verteidigungsanlage. Die Zwingermauern mit Schießscharten wachsen scheinbar aus dem Hirschgraben in den Himmel. Links steht der Dicke Turm, ein Batterieturm aus dem 15. Jahrhundert.
32m Breite misst das Burgtor, dessen hölzerne Zugbrücke 1792 durch die Steinbrücke ersetzt wurde. Über dem Haupttor ist das Burgwappen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eingefasst, Reichsadler mit Krone, der Schutzheilige St. Georg zu Pferde, das Wappen der Stadt Friedberg. Im Zentrum der Burganlage fällt der Blick gleich auf den Sankt Georgsbrunnen. 1738 errichtet, steht er für die Regierungsform seinerzeit. Die Burgregierung bestand aus Regimentsburgmannen, einige Burgmannenhäuser sind heute Wohnhäuser und werden privat genutzt, einem gewählten Burggrafen und zwei Burgbaumeistern.
Der Burggraf Johann zu Cronberg baute 1604-10 das Renaissanceschloss, welches dann Amtssitz der jeweiligen Burggrafen wurde und 300 Jahre später hat Zar Nikolaus II. dort während seines Kuraufenthaltes in Bad Nauheim verweilt. Heute verweilen da Finanzbeamte.
Eine ähnliche Karriere machte die Burgkanzlei. 1512 erbaut, Anfang des 18. Jahrhunderts renoviert, diente sie erst als Lehrerseminar, bevor sie das Gymnasium Friedberg wurde. Auch das Burgmannenhaus Brendel wird heute durch die Schule genutzt. Ob das beeindruckende barocke Portal die Hirnareale besonders im Fach Geschichte positiv stimuliert? Ebenfalls aus der Zeit des Barock ist die Burgwache und das von 1716-18 erbaute Deutschordenshaus.
Von 1783-1808 wurde die klassizistische Kirche auf dem Burgberg erbaut. Die protestantische Kirche ersetzt einen Vorgängerbau, die St. Georgskirche aus dem Mittelalter. Alle Bauten der Burganlage mit ihrer Gestaltung, den Materialien, ihrer Farbgebung lassen den Betrachter staunen und oft inne halten, denn es gibt mehr zu sehen, als hier zu beschreiben ist. In der Friedberger Burgkirche schlossen sich 1947 verschiedene Landeskirchen zur neuen Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zusammen.
Wem die Stufen des im Norden der Burg Friedberg gelegenen Adolfsturms die Waden nicht zu hart hat werden lassen, lustwandelt weiter im angrenzenden Burggarten. Der Burggarten wurde im 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts zunächst im barocken, dann im englischen Stil als großherzoglicher Schlossgarten angelegt und 1919 von der Stadt Friedberg gepachtet, damit auch die Friedberger den Park besuchen konnten. Fototafeln mit historischen Aufnahmen, beispielsweise der bisweilen trotzig dreinblickenden Prinzessinnen des Adels oder die Gesellschaft rund um den Zar, entführen in die Vergangenheit – Damenhüte wie Riesenboviste!
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