„Dribbdebach“ liegt Sachsenhausen, also über dem Bach, auf der anderen Seite des Mains von der Frankfurter City aus gesehen. Alt-Sachsenhausen mit seiner Apfelweinkultur liefert den historischen Kern am Deutschherrnufer. Am Schaumainkai zieht sich entlang des Mains das Museumsufer entlang mit zehn Museen.
Sachsenhausen ist der größte Stadtteil von Frankfurt und durch den Apfelwein auch der bekannteste. Alt-Sachsenhausen zählte schon im 14. Jahrhundert zu Frankfurt und war in dessen Stadtbefestigung einbezogen. Fischer, Gerber und Gärtner lebten in den Gassen. Der Deutsche Orden hatte seit 1221 eine Niederlassung an der Alten Brücke. 1878 gab es dann mit dem Städelschen Kunstinstitut das erste Museum am Mainufer.
Von der Stadtbefestigung hat sich in Sachsenhausen der Kuhhirtenturm erhalten. Hier ist eine Ausstellung zu Leben und Werk des Komponisten Paul Hindemith (1895-1963) zu finden, der dort von 1923-27 seine Zeit verbracht hatte. Der Kuhhirtenturm in der Großen Rittergasse wird auch Elefant genannt. Er ist ein spätgotischer Wehrturm aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert. Als Wehrturm diente er auch noch bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts.
Die Große Rittergasse, die Kleine Rittergasse, die Klappergass und die Wall- und Brückenstraße liegen im sogenannten Brückenviertel. Die Häuser stammen oft aus dem 18. Jahrhundert und haben einen barocken Kern, sind aber auch sehr oft verputzt und überbaut. Bei manchen sieht man aber auch noch das Fachwerk in den Gassen, in denen man auch einigen Brunnen begegnet.
Ein Brunnen ist besonders frech, der von „Fraa Rauscher“. Die Frau Rauscher hat es der Geschichte nach nicht einfach gehabt. Sie hatte eine Beule 1866. Ein Polizist machte daraus einen Wirbel und Kriminalfall. Der Ehemann beteuerte seine Unschuld und sagte, seine Frau, „di hot zuviel gebaaft“, weshalb sie der liebe Gott mit der Beule bestraft hätte. Dann kam das Ganze auch noch in die Zeitung und die Frau Rauscher – Rauscher heißt der jung gärende Apfelwein – hatte ihren Stempel weg. Darüber gibt es ein Lied und nach ihr wurde eine Apfelweinsorte benannt. Der Fraa-Rauscher-Brunnen in der Klappergass zeigt sie und: sie spuckt.
Südlich der Klappergasse verläuft die Straße Neuer Wall und die führt zum Affentorplatz. Das Affentor war das südlichste der mittelalterlichen Stadttore von Frankfurt. Was sich noch erhalten hat ist ein klassizistisches Wachhäuschen aus dem Jahr 1810. Es zeigt sich auf einem fast quadratischen Grundriss, dreigeschossig, oben mit Rundbogenfenstern, ist weiß gestrichen und hat ein flaches Satteldach. Die Affentorhäuser stehen unter Denkmalschutz. In der Nähe steht der Affenbrunnen, der 1958 geschaffen wurde. Ebenfalls dort ist der Zunftbrunnen aus dem Jahr 1971, der acht Handwerkerfiguren zeigt.
Folgt man von hier aus in südliche Richtung der Darmstädter Landstraße kommt man zum bekannten Henninger-Turm. Der war ein Getreidesilo der Henninger-Bräu AG, 1961 mit 119,5m Höhe errichtet und 2013 abgerissen. 2014 wurde mit dem Bau eines Wohnhochhauses begonnen, dass in der Silhouette dem Henninger-Turm nachempfunden ist. Benachbart ist das Gelände der Binding Brauerei. Man kann also nicht nur Ebbelwoi in Frankfurt sondern auch Gerstensaft.
Um bei den Türmen zu bleiben, wobei die Auswahl in Frankfurt natürlich nicht einfach ist, sei als nächstes die Sachsenhäuser Warte genannt. Sie liegt an der Darmstädter Landstraße, folgt man ihr weiter in südliche Richtung. Die Sachsenhäuser Warte ist einer von fünf Warttürmen in Frankfurt. Die Frankfurter Landwehr hatte sie 1414 als Nachfolge eines hölzernen Baus auf dem Mühlberg auf dem Sachsenhäuser Berg aus Stein errichtet. Mehrfach wurde sie zerstört und was man heute sieht entstammt der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Sachsenhäuser Warte wird als Gaststätte genutzt.
Nördlich der Sachsenhäuser Warte liegt der Südfriedhof. Dort steht die Trauerhalle im Stil des florentinischen Barock unter Denkmalschutz. Der Südfriedhof wurde als Parkfriedhof angelegt und misst 13ha. Südöstlich des Friedhofs steht die Bergkirche. Die evangelische Kirche aus dem Jahr 1966 hat einen 42m hohen Turm. Nördlich am Südfriedhof steht die katholische Kirche St. Wendel aus den 1950iger Jahren.
Südwestlich der Warte ist das exklusive Wohngebiet Lerchesberg. Seit 2011 sind die Bürger des einst bevorzugten Wohngebiets auf den Barrikaden, denn in dem Jahr wurde die Nordwest-Landebahn des Frankfurter Flughafens eröffnet und nun donnern die Flugzeuge über die einstige Idylle. Mancher zieht weg.
Von der Sachsenhäuser Warte aus in östlicher Richtung stand und steht hoffentlich bald wieder der Goetheturm Frankfurt. Seit 1867 stand hier bereits ein erster Aussichtsturm, der 22m maß. 1931 wurde ein 43,3m hoher Goetheturm erbaut, der lange Zeit als höchster Holzturm Deutschlands galt. Dieser Goetheturm brannte 2017 nieder. Ende 2019 soll mit einem Neubau begonnen werden.
Nördlich des Goetheturm befindet sich der Park Sankt Georgen an der Grenze zu Oberrad. Der Park ist in Besitz von über 1.000 verschiedenen Gehölzen aus vielen Kontinenten. Er misst 8ha und liegt zwischen der Offenbacher Landstraße und dem Goldbergweg. Er geht auf das Jahr 1840 und eine Bankiersfamilie zurück. Man gelangt tagsüber in den Park durch das Tor der Philosophisch-Theologischen-Hochschule Sankt Georgen. Die private katholische Hochschule ist in jesuitischer Trägerschaft und seit 1925 dort.
Sachsenhausen-Süd grenzt an den Frankfurter Stadtwald. Sachsenhausen-Nord ist dichter bebaut als der Süden. Wer sich für Siedlungsbau interessiert, sollte sich die Heimatsiedlung in Sachsenhausen-Nord nicht entgehen lassen. Die Heimatsiedlung liegt zwischen den Ein- und Ausfallstraßen Kennedyallee, die sich durch Bürgertumbauten des 19. Jahrhunderts kennzeichnet und wo einige Villen stehen, sowie der Mörfelder Landstraße, einem Bahndamm und der Stresemannallee. Die Straßen der Heimatsiedlung tragen die Namen Unter den Kastanien, Unter den Akazien, Unter den Platanen und andere Baumarten. Die Heimatsiedlung entstand in den Jahren 1927 bis 1934 und wurden vom bekannten Planer Ernst May (1886-1970) erdacht.
Andere Art Wohnkultur lebte man am westlichen Rand von Sachsenhausen. Dort steht in der Kennedyallee die Villa Mumm mit der Hausnummer 151. Heute residiert in dem palaisartigen Gebäude das Bundesamt für Kartografie und Geodäsie. Gebaut wurde die Villa Mumm vom „Champagnerbaron“ Hermann Mumm von Schwarzenstein und Gattin Emma. Das Haus mit einem Park drumherum entstand 1902-04 im Stil des Historismus und vereint Elemente des Barock mit Renaissance und Klassizismus. Das Gebäude hat ein üppiges Portal mit Vorbau, Giebelschmuck und sechs Terrassen.
Eine etwas andere Kirche zeigt sich mit der Osterkirche an der Mörfelder Landstraße. Die evangelische Kirche wurde 1958-59 gebaut und ihr Turm ist bis oben hin mit Efeu bewachsen. Die Kirche St. Bonifatius an den Straßen Holbeinstraße und Thorwaldsenstraße, entstand im sogenannten Backsteinexpressionismus, wurde 1927 geweiht und ist auch eine katholische Jugendkirche. Über dem Altarraum erhebt sich ein Achteckturm. Die Pfeiler im Inneren verlaufen zur Decke hin in einem spitzen Bogen, so dass der Saal bauchig wirkt. Bei der Kirche steht der Fischbrunnen. Die Kirche galt als erste moderne Kirche in Frankfurt.
Von der Heimatsiedlung und der Osterkirche liegt die St. Bonifatius in nordöstlicher Richtung und geht man in dieser Richtung weiter, gelangt man zu einem weiteren Stück Stadtplanungsgeschichte am Schweizer Platz. Der wurde kreisrund angelegt, nach französischem Vorbild. Er teilt die Schweizer Straße in zwei gleiche Teile und insgesamt führen sieben Straßen sternförmig zu diesem Platz. Trotz Straßenbahn und Autos kann man hier in den Cafés die Zeit wunderbar vergehen lassen.
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