Nordöstlich der Kernstadt Kierspe liegt der Ortsteil Grünenbaum, einer von über hundert kleinen Kiersper Ortsteilen. Zu Grünenbaum gehört heute auch die winzige Ansiedlung Schleipe, heute kaum mehr als ein Straßenname. Schleipe ist auch der Name des Baches, der ein wenig nördlich der Kernstadt von Kierspe in die Volme mündet, kurz bevor diese dem Kreuzberg (421m) ausweichend einen Knick Richtung Nordwesten macht. Und die Schleipe ist Namensgeberin für eines der wichtigsten technischen Denkmäler an der jungen Volme: den Schleiper Hammer.
Die Eisenverarbeitung hat an dieser Stelle eine Jahrhunderte alte Tradition. Funde deuten darauf hin, dass hier bereits im 13. Jahrhundert Eisen verarbeitet wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Hammerwerk gegründet, das heute zu besichtigen ist. Im Laufe der Jahre wurde daraus eine veritable Fabrikanlage. Sie wurde hervorragend restauriert und zeigt heute genau den Zustand, wie er sich in den 1930er Jahren darstellte. Turbinenantrieb, Transmission und Federhammer sind die wesentlichen Elemente.
Eine Besonderheit am Schleiper Hammer ist, dass es in der Geschichte des Werks nicht nur um die Eisenproduktion ging. Auch ein anderer Werkstoff wurde hier verarbeitet, der erste Kunststoff der Welt: Bakelit. Der Erfinder Leo Hendrik Bakeland hatte das Material 1909 aus Phenol, Formaldehyd und weiteren Zusätzen entwickelt und war begeistert von dessen Eigenschaften: „Es brennt nicht, es schmilzt nicht, es ist eine festgewordene Masse, gelblich und hart, das sieht vielversprechend aus“, schrieb er während seiner Versuche damit auf.
Das moderne Material wurde schnell ein echter Renner, kaum ein Gegenstand im modernen Haushalt, den es nicht auch in einer Bakelit-Variante gab. Das Material muss mit hohem Druck in die gewünschte Form gepresst werden, und genau das passierte hier im Schleiper Hammer. Übrigens waren Kierspe und Lüdenscheid echte Bakelit-Hochburgen. Allein in Kierspe existierten zeitweise über dreißig Betriebe. Im oberen Bereich des Hammerwerks kann man sich ausführlich über die Entwicklung der Bakelit-Industrie informieren lassen, und zu besonderen Anlässen werden die alten Pressen sogar noch einmal in Betrieb genommen. Dann kann man live miterleben, wie an der Kniehebelpresse aus dem Rohstoff ein Eierbecher entsteht.
Noch ein kleiner Tipp am Rande: jeweils am 1. Advent veranstaltet die Frauengruppe des Heimatvereins einen urigen Weihnachtsmarkt im Schleiper Hammer. Neben weihnachtlichen Basteleien kann man sich dabei vom örtlichen Sauerländischen Gebirgsverein (SGV) mit echt westfälischer Potthucke und anderen regionalen Spezialitäten verwöhnen lassen.
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