Gudenhagen-Petersborn


Direkt südlich der Kernstadt Brilon liegen die beiden Ortschaften Gudenhagen und Petersborn ein wenig abseits des Hoppecketals so nahe beieinander, dass sie als ein Stadtteil gezählt werden. Zwischen beiden Ortsteilen befindet sich der Gudenhagener Poppenberg (564m), im Osten ragt der Hängeberg (547m) auf und im Südwesten der Juden (617m). Die Siedlung Petersborn liegt dabei geografisch besonders interessant, denn hier verläuft die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser.

Absolut ungewöhnlich in ihrer modernen Form ist die katholische Pfarrkirche St. Michael in Gudenhagen. Vier außenliegende Betonstützen tragen das zeltartige Dach, das den fast quadratischen Grundriss des Kirchenschiffs überspannt. In einem Halbkreis kann sich die Gemeinde um den Altar gruppieren, eine kleine Taufkapelle ist dahinter abgeteilt. Neben dem Bau selbst, für den der Kasseler Architekt Johannes Reuter verantwortlich zeichnete und der 1968-71 entstand, ist auch die Innenausstattung interessant. Die künstlerische Ausgestaltung zur Bauzeit besorgte der Künstler Ernst Suberg aus Elleringhausen. Von ihm stammen zum Beispiel der Kreuzweg aus Holz und Stein, das große Altar-Hängekreuz, das auf der Rückseite Bronzetafeln mit Abbildungen aus dem Leben Jesu zeigt, und die Mutter-Gottes-Statue, die im Jahr 1981 entstand.

Der Begriff Sehenswürdigkeit ist für die folgenden beiden Attraktionen eigentlich nicht besonders angemessen. Denn es handelt sich dabei um einen Lehrpfad und einen Trimmpfad - beide speziell für Blinde angelegt. Der Blindenlehrpfad und der Blindentrimmpfad am Hängeberg (547m) in Gudenhagen sind einzigartig in Deutschland. Einen bzw. vier Kilometer lang sind die Pfade, auf denen sich Blinde ohne Hilfe eigenständig durch die Waldlandschaft bewegen können. Ein Holzgeländer hilft bei der Orientierung, ebenso Schwellen im Boden, Metallköpfe und Querstreben, die jeweils Besonderheiten an der Wegstrecke wie etwa Kreuzungen signalisieren.

Dass die beiden Wege ausgerechnet hier angelegt wurden, ist leicht erklärbar: In Gudenhagen befindet sich ein Kursanatorium für Kriegsblinde. Und die können nur einen Steinwurf entfernt an heißen Tagen auch ein wenig Abkühlung finden. Aber nur ihre sehenden Begleiter können diese in seiner vollen Pracht genießen. Denn eingebettet in die bewaldete Landschaft liegt das Waldfreibad Gudenhagen, eines der schönsten Freibäder im weiten Umkreis.

Die Wälder rund um Brilon haben im Januar 2007 schwer unter dem Sturm Kyrill gelitten. Allein im Briloner Stadtwald stürzten die Bäume auf 1.000 ha Fläche um, abgeknickt wie Streichhölzer und teilweise wild in sich verdreht. 14 massive Fichtenstämme, 20 Meter lang und gerade gewachsen, wurden geborgen, geschält und zu einem Mahnmal am Ortseingang von Petersborn aufgestellt. Wie Mikado-Stäbe ragen die Baumstämme in die Luft und erinnern an den Sturm mit seiner zerstörerischen Gewalt. Zugleich bilden sie ein Tor, den Eingang zum Briloner Bürgerwald. Auf rund 10ha der von Kyrill zerstörten Fläche soll ein neuer Wald entstehen. Keine Fichten-Monokultur, sondern eine vielfältige Waldlandschaft mit dreißig verschiedenen Baumarten, gepflanzt durch Briloner Bürger und Waldbauern.

Das Hoppecketal ist insgesamt noch sehr naturnah und artenreich. Besonders schön zu sehen ist das bei Gudenhagen. Rund 47ha der Aulandschaft im mittleren Hoppecketal stehen heute unter Naturschutz. Wenn im Frühjahr die Erlen ihr Blätterkleid noch nicht voll entwickelt haben, entwickelt sich der Bärlauch in großen Teppichen. Den erkennt jeder, auch wenn er sich sonst nicht in der Botanik auskennt, denn der intensive Knoblauchgeruch des Bärlauchs lässt keinen Zweifel aufkommen. Aber auch viele andere Pflanzen wachsen hier im Hoppecketal, die einen relativ kühlen und feuchten Standort bevorzugen.


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