Gustavsburg (Ginsheim-Gustavsburg)


Noch recht jung ist die Stadt Ginsheim-Gustavsburg, die erst 2013 die Stadtrechte erhielt. Ginsheim-Gustavsburg hat etwas über 16.000 Einwohner und die leben nah an den beiden Flüssen Rhein und Main.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich das Land Hessen und die vormals zu Mainz zählenden Orte Ginsheim und Gustavsburg bildeten eine eigenständige Gemeinde, die dem Kreis Groß-Gerau zugeordnet wurde. Durch Gustavsburg verläuft der 50. Breitengrad, der auf dem Maindamm gekennzeichnet ist. Von der Mainspitze aus, genießt sich ein wunderschöner Panoramablick auf die Silhouette von Mainz.

Gustavsburg schafft Verbindungen, könnte man sagen, wenn man diesem Teil der Stadt einen Slogan geben wollte. Drei Brücken verbinden Gustavsburg mit den Städten auf den anderen Flussseiten. Die Mainzer Südbrücke, die zeitweilig auch Mainz-Gustavsburger Eisenbahnbrücke hieß, ist eine Eisenbahnbrücke über den Rhein, die Mainz mit Gustavsburg verbindet. Die rund 1km lange Brücke wurde 1862 eingeweiht. Über die Brücke führt auch ein Rad- und Fußweg.

Der Bahnhof trägt die frühere Verbindung mit Mainz noch im Namen und heißt Bahnhof Mainz-Gustavsburg. Er liegt südlich des Burgparks. Er wurde 1888 eröffnet und sein Empfangsgebäude steht unter Denkmalschutz.

Über die Kostheimer Brücke führt die B 43 nach Mainz-Kostheim. Die Brücke wurde 1887 durch das MAN-Werk Gustavsburg gebaut. Seine Gründung lag im Jahr 1859 und der Niedergang war 2008. Die Aktiengesellschaft war im Stahl-, Brücken- und Hochbau tätig. Die Kostheimer Brücke ist die letzte Mainbrücke vor ihrer Mündung in den Rhein.

Zwischen ihr und der dritten Brücke im Bunde liegt die Staustufe Kostheim als letzte der 34 Main-Staustufen. Die Eisenbahnbrücke Hochheim ist eine knapp 300m lange Bogenbrücke über den Main, die Gustavsburg mit Hochheim verbindet und 1904 fertig wurde. Die Eisenbahnbrücke Hochheim, der Bahnhof und etliche Überbleibsel aus der MAN-Zeit liegen in Gustavsburg an einer Route der Industriekultur.

Mit den Brücken und MAN steht der Name Heinrich Gottfried Gerber (1832-1912) in Verbindung. Gerber war zuvor bei der Maschinenfabrik Klett & Co. Daraus entstand nach den Eisenbahnaufträgen das Zweigwerk MAN-Werk Gustavsburg und als dessen Gründer gilt der Bauingenieur und Erfinder Gerber, der die Baustelle vor Ort leitete. Auf dem ehemaligen Werksgelände steht ein nach ihm benannter weiterentwickelter Fischbauchträger, den er zusammen mit Johann Ludwig Werder konstruiert hatte.

Das Gerber-Haus ist ein weiteres Industriedenkmal. Es wurde 1861 gebaut, auch Brückenbaubüro genannt, und diente als Verwaltungsgebäude des Montageplatzes von Klett. Gleich am Haus an den Gleisen steht ein Wasserturm im Stil der Renaissance. Der viergeschossige Turm mit Rundbögen im historisierenden Stil zeigt sich oben ähnlich einem Wehrturm. In der Ginsheimer Straße 1 steht ein Verwaltungsgebäude, das 1900 errichtet wurde, weil das Gerber-Haus zu klein geworden war. Das einstige Verwaltungsgebäude, das heute als Technologie-, Innovations- und Gründungszentrum genutzt wird, kommt recht feudal daher und zeigt sich mit Staffelgiebeln im Mittelteil und zwei ausgedehnten Flügelbauten.

Mit dieser Historie eng verbunden ist die Cramer-Klett-Siedlung, die als Arbeitersiedlung zwischen 1896 und 1906 im Auftrag der Maschinenfabrik rund um den Cramer-Klett-Platz entstand. Der liegt etwa 500m nördlich vom Werk und nördlich der Darmstädter Landstraße. In den 36 Häusern waren 148 Wohnungen. Die Häuser entstanden im Stil englischer Landhäuser und hessischer Bauernhäuser, wobei man den Siedlungscharakter, insbesondere bei denen, die als Reihenhäuser entstanden, nicht vermied.

Eine weitere baulich recht interessante Entwicklung ist in Gustavsburg zu sehen mit den MAN-Stahlhäusern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte man zivile Einsatzmöglichkeiten für den Baustoff Stahl entdecken und erfand die Stahlhäuser. Sie findet man in unmittelbarer Nachbarschaft der Siedlungshäuser, zum Beispiel in der Robert-Koch-Straße. Das Stahlhaus war ein Fertighaus, von dem zwischen 1968 und 1953 lediglich 230 Stück gebaut wurden. In Deutschland gibt es noch etwa 40 davon.

Schlendert man von der neueren Siedlungsbaugeschichte weg in westliche Richtung und hin zu älterer Bauten und den Burgplatz, kommt man zunächst an der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche vorbei. Sie erkennt man an der Zwiebelhaube. Die Kirche wurde 1916 fertig. Die Erweiterung stammt aus dem Jahr 1956.

Die Kirche der Katholiken wurde 1908 im Stil der Neugotik errichtet. Man erkennt die Herz-Jesu-Kirche an dem achteckigen Turm mit dem kurzen Spitzhelm. Einen weiteren Turm hat die Stadtverwaltung Ginsheim-Gustavsburg auf dem Rathaus aus Ziegeln und mit Segmentbogenfenstern und der Turm trägt eine Uhr.

Gustavs Kirche und Gustavs Burg – beides geht auf den Schwedenkönig Gustav-Adolf (1594-1632) zurück, der 1632 im Dreißigjährigen Krieg an der Mainspitze eine Festung errichten ließ. Die Fertigstellung der Anlage erlebte der Schwede nicht mehr, da er in der Schlacht bei Lützen (Sachsen-Anhalt) zu Tode kam. Von der Festung des Königs blieben der Name des Ortes und seine Geschichte. Nur ein Torturm bewachte seinerzeit den Zugang zur Sternfestung. Sechs Bastionen hat es gegeben und einen breiten Graben und die Anlage herum. Die Steine der Wehranlage, die nur ein paar Jahre stand, wurden alsbald in die Umgebung geschleppt, vornehmlich auch zum Ausbau von Mainz.

Der Burgpark Gustavsburg ist in den Regionalpark Rhein Main eingebettet und man hat einen hölzernen Turm gebaut. Auch finden im Burgpark Veranstaltungen statt. Wanderer auf der Regionalpark-Rundroute kommen hier vorbei.


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