Marienstiftskirche Lich


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Im Stadtzentrum von Lich steht die Marienstiftskirche, die auf die Zeit der Stadtwerdung Lichs zurückgeht. 1300 erhielt Phillipp III. von Falkenstein die Stadtrechte und 1316 gründete er ein Stiftskapitel. Mit dem Marienstift wollte er die Ausbildung des Priesternachwuchses sichern. Umliegende Gemeinden stifteten Güter zur Bezahlung der Geistlichen. Der Bau der Kirche begann im gleichen Jahr und wurde 1320 fertiggestellt.

Die jetzige spätgotische Hallenkirche geht allerdings erst auf das Jahr 1510 zurück, da die alte Kirche zu klein geworden war. Graf Philipp von Solms lies eine Kirche nach dem Vorbild der Heiliggeistkirche in Heidelberg und der Wittenberger Stadtkirche errichten. Die Decke wurde nicht als Kreuzrippengewölbe ausgeführt, sondern als Tonnengewölbe und entsprach damit dem Stil der Renaissance. Der Bau wurde 1594 beendet.

Die Kirche beinhaltet einige sehenswerte Schätze. Ein historischer Schatz unter den Licher-Herrscher-Grabdenkmälern ist das von Kuno von Falkenstein und Anna von Nassau. Sie sind um 1333 entstanden. Später gesellten sich noch einige Herren von Solms mit ihren Damen von „Andernorts“ hinzu.

Um 1500 wurde das Kruzifix hinter dem Altar im spätgotischen Stil gefertigt. Die Orgel am anderen Ende der Halle stammt aus den Jahren 1621-24. Damals stand sie gegenüber der Kanzel, wo sich heute die Fürstenloge und das Chorgestühl darunter befindet. Einst hatte der Chor hochklappbare Sitze und erstreckte sich zu beiden Seiten des Chorraums zwischen den Säulen. Durch das Hochklappen wurden Stehplätze frei. Eine kleine Kuriosität sei hier erwähnt. Hinter einer Tür zu einem Emporenaufgang ist ein Holzbrett angebracht, der Henkersitz. Darauf durfte der Henker und Abdecker der Stadt Platz nehmen. Eine Ausnahme, denn üblicherweise wäre er vom Gottesdienst ausgeschlossen gewesen.

Es war Bewegung in der Marienstiftskirche. Die Kanzel in der Form eines Abendmahlkelchs von Meister Lutz aus Rockenberg wurde 1772-74, in der Zeit des Barock und des aufkommenden Rokokos, gefertigt. Die Kanzel stand bis zur Säkularisierung im Kloster Arnsburg und wurde um 1860 hier aufgestellt. Bewegend sind auch die vier Kirchenväter ausgearbeitet: Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin, Bonaventura, Leo der Große – oben auf dem Schalldeckel steht Moses mit der Gesetzestafel in der Linken. Bewegung ist nach wie vor in der Kirche, die auch für Konzerte genutzt wird.

Der Glockenturm zur Marienstiftskirche ist der Stadtturm von Lich. Als Festungsturm aus dem 14. Jahrhundert, mit einer Höhe von beinah fünfzig Metern macht er ordentlich was her. Er sicherte den Hang in Richtung Nordosten. Neben seiner Tätigkeit als Festung und Glockenturm, diente er auch als Verlies. Oben wohnte der Turmwächter. Den Job übernehmen jetzt zeitweilen dort nistende Turmfalken.


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