Wir starten unsere schmucke Goldstadttour bei der Winzergenossenschaft Gündelbach/Horrheim in Horrheim, einem schon 771 urkundlich erwähnten Weinbauort im Stromberggebiet. Einer alten Sage nach hatte ein Horrheimer Mauerwächter zur Zeit der Belagerung von Wien durch die Türken in einer kalten Nacht den Dampf der Misthaufen, die zur Düngung der Felder ausgebracht worden waren, irrtümlich für den Rauch von Lagerfeuern einer feindlichen Armee gehalten und zu den Waffen gerufen.
Als der (und vielleicht auch dem) Morgen graute erkannte man freilich, dass die angeblichen türkischen Feuer nur Dunghaufen waren und schon hatten die Horrheimer ihren Spitznamen „Misthäufles-Türken“ weg. Aus der Not machten sie eine Tugend und nannten ihren Rotwein „Türkenblut“, seit 1971 wurde daraus aber politisch korrekter die Lage „Klosterberg“. Und genau in dieser Lage bzw. an diesem Berg wollen wir heute wandern.
Wir tauchen gleich ein in die Weinlandschaft des Klosterberges, steigen in weiten Bogen durch die Traubenvielfalt bergauf. Der Rieserweg führt uns ganz hinauf bis zum Ende der Rebenhänge und dem Waldrand. Dort erwartet uns die Krugbank, eine aus Schilfsandstein gehauene Ausruhestätte, die früher den Frauen zum Abstellen der auf dem Kopf getragenen Weidekörbe diente. Nun führt uns der Rieserweg als Panoramaweg den Klosterberg entlang, ehe wir an einem Aussichtspunkt in den Wald eintreten. Es geht nun im (Mitte März mangels Belaubung recht lichten) Laubwald den Baiselsberg hinauf Richtung alte Klosteranlage – daher rührt auch der Name der Weinlage „Klosterberg“.
Die Geschichte des Klosters geht in die Jahre zwischen 1364 und 1374 zurück, als sich einige fromme Frauen aus dem gehobenen Bürgertum als Klausnerinnen ohne Ordenszugehörigkeit auf dem Baiselsberg niederließen. Nach 1500 geriet das Kloster in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die nach der Einführung der Reformation ab 1535 noch zunahmen, nachdem sämtliche Einkünfte von der herzoglichen Verwaltung eingenommen wurden. 1547 wurde das Kloster schließlich mit der Säkularisation des Kirchengutes in der Reformation aufgehoben und dem Verfall preisgegeben und war schließlich vollständig überwachsen, nachdem es bis ins 19. Jahrhundert als Steindepot genutzt wurde. Von 1975 bis 1990 wurde es dann wieder ausgegraben und die Mauerreste können heute von einem kleinen Aussichtsturm aus besichtigt werden.
Wir wandern nun weiter in nördliche Richtung, kommen auf den vom Nonnensessel kommenden Sandgrubenweg. An der nächsten Kreuzung lassen wir die Strombergstraße regelrecht links liegen und halten uns halblinks. Das blaue Kreuz führt uns auf dem Rennweg nun weiter am Baiselsberg vorbei. Natürlich könnten wir die paar Meter zum „Gipfel“ auf 476 Meter NN hoch gehen. Der Forst hat aber hier Holz geschlagen und dabei den Weg hinauf zum Baiselsberg ordentlich ramponiert. Also geht es weiter und bald erreichen wir die Schutzhütte Laubsteigle. Hier verlassen wir das blaue Kreuz und steigen mit dem blauen Punkt nun auf dem Laubsteigle bergab.
Bald geht das Laubsteigle in die Strombergstraße über, wir passieren eine Klinge, oberhalb derer es wenig christlich zugeht: Dort oben sind laut Wanderkarte Teufelseck, Heidenkopf und Hölle. Gleich nach der Klinge wartet die Stromberghütte auf uns, hier mitten im Naturschutzgebiet Stromberg-Heuchelberg lässt sich wohl gut feiern. Jedenfalls ist bei der Stromberghütte (nicht bewirtschaftet!) ein kleiner Spielplatz und jede Menge Sitzgelegenheit auf der Wiese. Ein paar Meter weiter freut sich Leo, weil ihm der Lauerbrunnen Abkühlung bietet, auch wenn er gerade so in den Brunnen passt. Und seinen Durst kann er nebenbei auch gleich stillen.
Bei den Dachslöchern kommen wir an den Waldrand, halten uns hier links, um zu den Seewaldseen zu gelangen. Eigentlich ist es nur ein See, der aber durch einen Damm zweigeteilt ist – und sich jetzt Unterer und Oberer Seewaldsee nennt. Natürlich springt Leo sofort hinein – und er ist beileibe nicht der einzige, der hier badet. Wir umrunden die Seen, passieren dabei drei geduldige Angler und nehmen dann durch Wiesen und Äcker Kurs Richtung Weinberge. Bald geht es links weg und wir steigen bergan. Reben umgeben uns wieder, wir sind wieder mitten im Weinbaugebiet. Bei einem Brunnen ist unser Scheitelpunkt erreicht, nun geht es eben dahin, unter uns grüßt Horrheim. Nicht mehr lange dauert es, dann können wir schon wieder hinabsteigen zum Ausgangspunkt unserer Wanderung – 10 Kilometer haben wir unter die Sohlen genommen.
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