Mitten auf der Briloner Hochfläche und rund 8km nordöstlich von Brilon liegt der Ortsteil Thülen. Durch Thülen fließt die Schwelge, ein Bach, der keinen Kilometer lang ist. Interessant ist er dennoch, denn nach rund 770m Länge verschwindet er in einem Ponor, auch Schwalgloch oder Bachschwinde genannt. Mit diesem Schicksal ist er nicht allein, auf der Briloner Hochfläche gibt es eine ganze Reihe Bäche, die plötzlich im löchrigen Kalkgestein der Hochfläche verschwinden. Bei Alme im Norden der Hochfläche tauchen sie dann als Almequellen wieder auf.
Kristallisationspunkt der ersten Siedlung im Tal der kurzen Schwelge war eine Kapelle, dem heiligen Dionysius geweiht. Unter dem gleichen Patrozinium entstand vermutlich Ende des 11. Jahrhunderts die heutige Pfarrkirche St. Dionysius, wenn sie auch erst 1175 erstmals erwähnt wird. Sie ist damit die älteste Pfarrkirche im Briloner Raum. Man sieht der Kirche bis heute die romanische Bauform an. Nicht nur an Details wie der Fensterform, sondern auch am Grundriss: den quadratischen Mittelschiffjochen entsprechen die ebenfalls quadratischen Joche der Seitenschiffe, die typische Form einer romanischen Basilika. Die zwei Joche des Mittelschiffs werden von einem rechteckigen Chor und einer halbrunden Apsis abgeschlossen.
Im Gegensatz zur strengen Bauweise der Kirche steht der detailreiche barocke Hochaltar im Knorpelstil. Er beeindruckt mit kunstvoll geschwungenen Ornamenten in intensiven Farben, die sich um das zentrale Altarbild von der Kreuzabnahme ranken. Auffällig auch die barocke Kreuzigungsgruppe, deren holzgeschnitzte Figuren für die kleine Kirche ausgesprochen groß wirken, und das Taufbecken aus Marmor, das um 1670 entstand. Die zahlreichen Darstellungen des Kirchenpatrons kann man übrigens ganz einfach erkennen, auch wenn man sich nicht allzu gut in der Geschichte der Heiligen auskennt: St. Dionysius war der erste Bischof von Paris und endete als Märtyrer mit abgeschlagenem Haupt. Entsprechend wird er in der Regel mit dem Kopf unter dem Arm dargestellt. Dass er von Gläubigen schon immer gern bei Kopfschmerzen angerufen wurde, ist nur folgerichtig.
Ganz in der Nähe von Thülen, an der Straße nach Brilon, kann man noch den Überrest einer verschwundenen Siedlung entdecken. Es ist die Keffelker Kapelle, die da einsam am Wegesrand steht. Das Dorf Keffelke, dessen Zentrum sie einst war, existiert nicht mehr. Der östliche Abschnitt des Baus stammt noch aus mittelalterlicher Zeit und hat das typische Kreuzgewölbe. Er bildet den heutigen Chorraum. Das Kirchenschiff im westlichen Abschnitt ist jünger, es dürfte aus dem 16. Jahrhundert stammen. Ein eigens gegründeter Freundeskreis aus Briloner Bürgern kümmert sich um das alte Bauwerk, um seine Erhaltung und Restaurierung.
Wie anders die Landschaft auf der Briloner Hochfläche im Vergleich zum restlichen Sauerland aussieht, lässt sich gut aus der Luft beurteilen. Bei Thülen gibt es den kleinen Flugplatz Thülen, von dem aus man zu einem Rundflug starten könnte. 1961 wurde er in Betrieb genommen und 1980 erweitert. Heute gibt es eine Asphaltpiste und eine Graspiste.
Wieder zurück auf dem Boden kann man sich zwei Industriedenkmäler ansehen, die ehemaligen Gruben Grüberg und Eichholz 1. In ihnen wurde bis Mitte der 1980er Jahre das weiße Gold Brilons abgebaut: Kalkspat, auch Calcit genannt. Das Mineral wird für verschiedenste Zwecke eingesetzt, von der Verwendung in der optischen Industrie bis zum Terrariensand. Lange Zeit waren die Bergwerke auf der Briloner Hochfläche führend im Kalkspat-Abbau: Über 90% der in Deutschland geförderten Mengen stammten von hier. Wo heute noch Überreste der Stollen zu finden sind, dienen diese häufig als Winterquartier für Fledermäuse und stehen entsprechend unter Naturschutz.
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