Von Bad Berleburg im Wittgensteiner Land über den Rothaarkamm nach Schmallenberg im Hochsauerland führt seit dem Jahr 2000 der Waldskulpturenweg Wittgenstein-Sauerland. Die Wegführung orientiert sich an bestehenden Trassen des Europäischen Fernwanderwegs E 1 und des Wittgensteiner Panoramawegs. Ergänzt wurde die gut 25km lange Strecke, die ungefähr auf der Hälfte der Wegstrecke den Rothaarsteig kreuzt, durch zahlreiche eindrucksvolle und sehr unterschiedliche Kunstwerke.
Jeweils am Anfang in Bad Berleburg und am Ende in Schmallenberg steht das verbindende Kunstwerk Der Wettbewerb von Jochen Gerz, einem international renommierten Konzeptkünstler, der 1979 u.a. auch schon auf der Biennale in Venedig Arbeiten zeigte. Die Idee von Der Wettbewerb war es, die Einwohner von Schmallenberg im katholischen Hochsauerland und Bad Berleburg im evangelischen Siegerland – räumlich durch den Rothaarkamm getrennt – Briefe verfassen zu lassen, die dann an verschiedenen Stellen auf Schilder gedruckt angebracht sind und die Sichtweisen deutlich machen.
2007 steuert die tschechische Bildhauerin und Fotografin Magdalena Jetelová die Großplatik Was war zuerst? zum Waldskulpturenweg bei. Das goldene Ei ist mit 6,50m Höhe und 4m Durchmesser ungefähr 100 mal so groß wie ein Hühnerei und schimmert durch die Beschichtung mit Blattgold faszinierend und eindrucksvoll inmitten der Waldlandschaft des Rothaargebirges.
Auf Höhe des Laubergs (609m) erreicht der Waldskulpturenweg die Grünstation, eine in Bäume eingesetzt grüne Hütte, die Gloria Friedmann gestaltet hat, um die Natur und das Verhältnis des Menschen zu ihr zu thematisieren.
The Monument of the lost Falcon bildet die Silhouette eines Falken durch aufgeworfene Erdwälle nach. Die Erdwälle erinnern dabei stark an die Verteidigungsanlagen, die die Kelten hier auf dem Rothaarkamm unterhielten. Alan Sonfist steuerte dieses Kunstwerk für den Waldskulpturenweg bei. Es ist als einzige Installation eingezäunt, um es vor „Begehungen“ durch Mensch und Tier zu schützen.
Direkt in der Folge erreicht der Waldskulpturenweg das Monument Stein – Zeit – Mensch. Der Land Art Künstler Nils-Udo brachte 2001 einen 150t schweren Quarzit-Monolithen an die Erdoberfläche und umstellte ihn mit monumentalen Fichtestämmen, die der Sturm gefällt hatte. Auf den Betrachter wirkt der Monolith dadurch, als ob er Schutz benötigte, oder auch wie ein Tempelschrein.
Angekommen auf dem Rothaarkamm, der hier Siegerland und Hochsauerland trennt, erreicht der Waldskulpturenweg den Rothaarsteig und auf der Wegkreuzung die vier Meter hohe Stahlskulptur Kein leichtes Spiel des sauerländischen Künstlers Ansgar Nierhoff. Das im Jahr 2000 entstandene Werk arbeitet den historischen und kulturellen Konflikt auf, der die Menschen aus dem westfälischen Sauerland und dem Wittgensteiner Land seit Menschengedenken trennt. Das Haupttor mit Nebentoren und Verschlussplatten ist aus einem gemeinsamen Ganzen herausgebrannt und öffnet sich in verschiedene Richtungen. Der Ort ist still und lässt Wanderer an der Überwindung von Grenzen teilhaben.
Angekommen im katholischen Sauerland passiert der Waldskulpturenweg als erste Station den von Heinrich Brummack gestalteten Krummstab. Die 7,50m hohe Plastik symbolisiert den Machtanspruch der Kirche, aber auch die Anfälligkeit und Grenzen irdischer Macht, denn die weithin sichtbare Landmarke wirkt, als könne sie jederzeit umstürzen. Dies tut sie aber nicht, denn die 2,6t verbautes Aluminium ragen direkt über dem Waldskulpturenweg und sind daher statisch genauestens auf ihre Stabilität geprüft.
Lili Fischer, Professorin an der Kunstakademie in Münster, gestaltete die von alters her als Hexenplatz bezeichnete Talsenke um, die der Waldskulpturenweg als nächstes erreicht. Lili Fischer besetzt dieses von Dickicht und Fichten bewachsene Tal mit den Relikten eines vermeintlich versunkenen Hexendorfes: Schornsteine, die aus dem Waldboden ragen, einer Wetterfahne mitten drin und Tore aus großen Ofengabeln. Am Wegesrand ist der große kupferne Topf einer Hexenküche, umstellt von aufgeklappten Zauberbüchern. Auf der anderen Seite der Senke ist der Verhörplatz.
Als letzte Installation am Waldskulpturenweg wurde im Frühjahr 2010 oberhalb von Almert die lichtkinetische Arbeit Blinker II von Timm Ulrichs aufgebaut. Ein Stahlgerüst, zehn Meter hoch und fast zwölf Meter lang, hält 196 Edelstahlbleche, die frei pendeln können, damit sie Wind und Licht immer wieder neu einfangen. Aus der Ferne wirkt Blinker II wie eine geschlossene Projektionswand und erinnert von ihren Dimensionen an die Leinwand eines Autokinos.
Kurz vor Ankunft in Schmallenberg erreicht der Waldskulpturenweg am Kloster Grafschaft die Klanginstallation Über den Teichen. Sie stammt von Andreas Öldörp, der hier sieben Pfeifen auf Kupfer aufgebaut hat. Im Laufe der Zeit hat die Patinierung den visuellen Anteil der Skulptur immer weiter zurückgenommen. Geblieben ist das Hör-Ereignis: dem Wanderer teilt sich der Klang über weite Strecken zunächst eher als Idee und Ahnung mit, bis am Fuße der Pfeifengruppe konkrete Bezüge deutlich werden. Das Klangereignis verändert sich in den verschiedenen Jahreszeiten, bei unterschiedlichem Wetter, tagsüber und nachts.
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