Eisenschmitt liegt malerisch im Tal der Salm, südwestlich von Manderscheid. An der südöstlichen Gemarkungsgrenze liegt das Kloster Himmerod. Was heute einige literarisch interessierte Touristen anlockt, war 1900 ein Sturm der Empörung: Das Weiberdorf. Eine der damals meistgelesenen deutschen Autorinnen, Clara Viebig (1860 in Trier geboren, 1952 in Berlin verstorben), hat einen zur damaligen Zeit skandalösen Roman abgeliefert, in welchem sie Eisenschmitt unter dem Namen Eifelschmitt als Handlungsort auswählte für ihr sozialkritisches Gemälde der Dörfler, die unter Männer- und Geldmangel litten. Lüstern waren die Weiber, neidisch, da gab’s auch schon mal was auf die Schnöß, doch wenn es drauf ankam hielten sie zusammen.
Etwas über 300 Menschen leben heute in Eifelschmitt. Zu dessen Blütezeit waren es vier Mal so viele. 1372 wurde Eisenschmitt erstmalig erwähnt und wer zum Namen den Bezug Eisen herstellt, liegt völlig richtig. Ergiebige Eisenerzvorkommen, viel Holz zum Verfeuern zwecks Verhüttung und die Wasserkraft der Salm sorgten bereits ab dem 14. Jahrhundert für das Aufstreben des Ortes, der durch Hüttenarbeiter besiedelt wurde.
Eisenschmitt wurde jedoch im 19. Jahrhundert durch das Ruhrgebiet der Rang abgelaufen – und die Männer liefen hinterher. Sie mussten sich im Pott Arbeit suchen, ihre Familien zurücklassend. Die Framenschen (Frauen) mussten alleine sehen, wie sie die Felder bestellt und die Kinder satt bekamen. Alle Monate, im Roman zur Kirmes und zu Weihnacht, kamen die Männer heim: „Da unten liegt das Salmtal, schmal und grün und lieblich.“ Sie freuten sich auf ihre Liebchen, aber: „Die Männer von Eifelschmitt hatten nie viel Zeit; rasch wurde geliebt, rasch wurde gefreit.“
Im 2005 eröffneten Clara Viebig Zentrum in Eisenschmitt erfährt man mehr über die Schriftstellerin, die mit Beginn des Naziregimes, da sie mit einem jüdischen Mann verheiratet war, aus dem Bewusstsein der Deutschen gedrängt wurde. Die Clara Viebig Gesellschaft in Bad Bertrich arbeitet an dem Comeback der Autorin – zum Glück, denn Das Weiberdorf ist ein fantastisches Werk und macht durch die Sprachgestaltung die Härten des Eifellebens und die Wunder der hier typischen Landschaft erlebbar. Clara Viebig schneidet die Dialoge im Eifeldialekt passend gegen die prosaischen Naturerscheinungen. Wer im Stile der Eifler zu 1900 fluchen lernen möchte oder interessiert daran ist, was Schinnaos heißt oder was ein deierlicher Schmachtlappes oder eine öwerstännige Kwetsch ist, sollte das Buch lesen. Aber auch die unwiderstehlich herzliche Komponente fehlt nicht: „... köß mech sons kössen ech dech.“
Der 1990 aufgestellte Eisenschmitter Brunnen erzählt die Dorfgeschichte. Ganz oben zeigt sich die Eisenschmiede, die damals in Eichelhütte lag, einem südöstlich des Ortskerns gelegenen Ortsteil. Darunter finden sich die Handwerksdarstellungen und auf dem Beckenrand sind Motive aus Das Weiberdorf zu sehen. Ein wenig Krimi ist auch im Roman. Die Frauen von Eifelschmitt stürzten sich mit all ihrer Lust auf das Pittchen, einem hinkenden verheirateten Mann mit einem großen Herz („Mit der einen lachen, die andere trösten und – alle karessieren (liebkosen), das war ein bisschen viel verlangt! Pittchen schwirbelte der Kopf,...“). Dazu gesellte sich Peters Hang zur Faulheit, zudem war er monetär so klamm, wie die Hütten zu Dreiviertel des Jahres, aber geschickt war er und hatte eine Idee, wie er was gegen die Not tun konnte, aber dann... mehr wird nicht verraten.
Ein Leben zwischen Wirtshaus und Kirche, zeigt Clara Viebigs Eifelblick. Die katholische Pfarrkirche St. Servatius ist ein Saalbau aus dem Jahr 1785, der 1840 vergrößert wurde. Daneben gibt es weitere bauliche Zeugnisse der Vergangenheit, wie Wohnhäuser in der Burgstraße, oder die alte Schule in der Himmeroder Straße, die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Reformarchitektur errichtet wurde.
Wer auf einer Wanderung entlang der Salm Eisenschmitt in südöstlicher Richtung verlässt, kommt zur Molitors Mühle, dem Ort, wo bis 1860 die Eisenindustrie beheimatet war. 1870 kaufte Nikolaus Molitor die Stätte und betrieb die Getreidemühle, entwickelte mit W. Feuser einen Dynamo und brachte Elektrizität in die Eifel. Der Mühlenbetrieb ging bis 1957. 1963 erfolgte der Bau eines Hotels an Stelle der Mühle und bis heute ist die Molitors Mühle in Familienhand. Hier kann man sich verwöhnen lassen! Nicht weit entfernt liegt das Kloster Himmerod, in Viebigs Roman noch als Ruine erwähnt.
Nordwestlich von Eisenschmitt im Wald liegt Schloss Bergfeld, das in Privatbesitz ist und nicht besichtigt werden kann. Das herrschaftliche Anwesen mit dem imposanten Bruchstein-Hauptgebäude samt Turm stammt aus der Zeit um 1900 und liegt in einer großen Parkanlage. Das Schloss Bergfeld ist das frühere Jagdschloss des Düsseldorfer Unternehmers Hugo von Gahlen, der hier sogar Kaiser Wilhelm II. zu Gast hatte. Das Jagdschloss im Stil der Romanik mit Giebeln, Erkern und Zinnen, war Sitz eines Generalstabs, Tuberkulose-Heilanstalt und Internat für körperbehinderte Kinder und befindet sich seit 1998 in privater Hand.
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