Viele Städte tragen Beinamen. So auch Friedrichsdorf im südlichen Hochtaunus. Friedrichsdorf ist die Stadt des Zwiebacks. Und Zwieback ist beileibe nicht das einzige Produkt aus Friedrichsdorf, das sich seit Jahrhunderten als solider Wirtschaftsstandort etabliert hat.
Bereits in römischer Zeit wurde in Friedrichsdorf nicht nur Landwirtschaft betrieben, sondern auch Ziegel für die römischen Befestigungen hergestellt. Als im 17. Jahrhundert Frankreich die evangelischen Hugenotten bekämpfte, bot sich Friedrichsdorf als Zuflucht an. Daraus entwickelte sich schnell einer der führenden Produktionsstandorte für Leinen und Flanell, was 1771 zur Verleihung der Stadtrechte führte.
Dann kam die Zeit des Zwiebacks und zwar in Gestalt des Bäckers Emil Pauly. Der gründete 1921 die Friedrichsdorfer Zwieback- und Nährmittelfabrik, die aber wegen einer Gesellschafterauseinandersetzung den Namen Pauly nicht als Marke verwenden durfte. Pauly sinnierte und entwickelte das Kunstwort Milupa. Aus dem Zwiebackgeschäft – in Kriegszeiten ein Renner – entwickelte sich dann in Wirtschaftswunderjahren die heute noch bekannte Produktion von Babynahrung.
Noch bekannter als Milupa ist das Telefon. Und auch das Telefon wurde in Friedrichsdorf erfunden. Philipp Reis arbeitete hier als Lehrer und demonstrierte seinen Schülern unter anderem ein Modell der Ohrmuschel, das ihn zur Übertragung von Tönen durch Strom anregte. Und nicht nur die später von Graham Bell ausgeschlachtete Telefonidee kommt aus Friedrichsdorf: Auch die Rollschlittschuhe – Vorläufer der heutigen Inline-Skates – und eine frühere Form des Fahrrads wurden von Philipp Reis in Friedrichsdorf erdacht und konstruiert. Was wäre nur passiert, wenn dieser geniale Tüftler nicht bereits im Alter von 40 Jahren gestorben wäre.
Zum Andenken an Philipp Reis wurde im denkmalgeschützten Wohnhaus des Erfinders ein Museum eingerichtet. Im Philipp-Reis-Haus wird nicht nur der Erfinder, sondern auch die Erfindung mit zahlreichen Exponaten geehrt. Das zum Philipp-Reis-Haus gehörende Färberhaus informiert über die erfolgreiche Tradition der Stoffproduktion und Färberei in Friedrichsdorf. Und im Museumsgarten wachsen Pflanzen, die fürs Färben von Textilien benötigt wurden.
Die Hugenottenansiedlung in Friedrichsdorf hat nicht nur zu wirtschaftlicher Blüte, sondern auch zu einer hohen Toleranz gegenüber Glaubensgemeinschaften geführt. Vielleicht ist das ein Grund, dass 1987 die gemeinhin Mormonen genannte Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage in Friedrichsdorf ihren ersten Tempel in Deutschland errichteten. Der Frankfurt-Tempel wird durch einen Turm geziert, auf dem der Mormonen-Prophet Moroni symbolisiert ist.
Weniger pompös kommt die evangelische Kirche Friedrichsdorf daher. Als Nachfolger einer kleinen hugenottischen Kapelle wurde 1834-37 nach Plänen des Frankfurter Architekten Rudolf Burnitz die evangelische Kirche gebaut. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs wurden die Gottesdienste noch in französischer Sprache abgehalten.
Der höchste Punkt von Friedrichsdorf liegt etwas außerhalb und hat weder etwas mit Hugenotten, noch mit Wirtschaft zu tun. Oben auf der Gickelsburg (471m) gibt es dafür noch Bodenverformungen einer um 500 v.Chr. errichteten Ringwallanlage der Kelten.
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