Das Wahrzeichen Büdingens und der westliche Einlass in die Geschichte der Altstadt ist das Jerusalemer Tor oder Untertor mit der vorgelagerten Brücke, das im Jahre 1503 vollendet wurde. Die mittelalterliche Doppelturmanlage mit dem Stadttor ist ein fantastisches Beispiel für Befestigungsanlagen nach Erfindung der Feuerwaffen.
Man beachte, dass die Schießscharten quer sind statt längs. Obwohl die Schießscharten sehr schmal sind, konnten die dahinter hockenden Schützen ihre Feinde in einem 90 Grad Winkel „begrüßen“. Ebenfalls zum Begrüßungskomitee gehören die Wasserspeier. Über dem Einlass thront das Wappen von Ludwig und Gattin. Das Tor wird von oben her durch Steinkuppeln abgedeckt.
Der Durchmesser eines Turms von außen beträgt 3,9m im mittleren der drei Kampfstände. Die Mauerstärke variiert von 1,2m bis 1,6m. Auch von den Zinnen oben und dem Pecherker konnte der Stadtkern beschützt werden. Sehr schön gearbeitet, nahezu filigran in Stein gemeißelt, ist das beachtenswerte Fischblasenmaßwerk, das wie eine zierliche Spitzenbordüre um den Hals einer mächtigen Matrone liegt.
Das Jerusalemer Tor wurde aus rotem Sandstein erbaut, der aus umliegenden Steinbrüchen gehauen wurde. Der Anlass des Baus einer solchen Wehranlage nebst dicker Mauern war 1476 für Graf Ludwig II. das Anwachsen der Bevölkerungszahl und dass der vorhandene Festungsring aus der Mitte des 14. Jahrhunderts den neueren Waffen nur noch wenig entgegenzusetzen hatte.
Zwei Geschichten spinnen sich um die Namensgebung Jerusalemer Tor, das erst seit dem 19. Jahrhundert so genannt wird. Die eine Geschichte erzählt, dass das Tor eine Nachbildung des Jerusalmer Schaftores sei, was Bilder widerlegen. Die zweite Vermutung scheint glaubwürdiger, nämlich, dass andernorts vertriebene oder nicht so gern gesehene Bevölkerungsgruppen Zuflucht und Bleibe in Büdingen suchten. Sie sollen gesagt habe, dass Büdingen ihr Jerusalem sei. Ein Grund für das offene Tor war das Toleranz-Edikt von Graf Ernst Casimir zu Ysenburg und Büdingen vom 29. März 1712.
Darin sicherte er Siedlungswilligen Glaubens- und Gewissensfreiheit zu, in dem Maße, wie es für Büdingen tolerierbar war. Und sie kamen. Handwerker, Fachleute für die Woll- und Tabakverarbeitung und Dienstleister aller Art fühlten sich eingeladen. Der Obrigkeit über Casimir passte das nicht, doch Büdingens Graf blieb dabei, was der Stadt einen wirtschaftlichen Aufschwung verlieh. Für die Zuziehenden und allen, denen es im Ring zu eng wurde, entstand die Vorstadt.
Wer Büdingen durch das Jerusalemer Tor betritt, sollte ein wenig Zeit einplanen, um auch hinein zu gehen. Denn hinter den Sandsteinmauern sind im Büdinger Sandrosen-Museum die schönsten Sandrosen ausgestellt, die der Boden in der Wetterau modelliert hat – vor rund 10 Mio. Jahren. Eine Sandrose ist ein bizarres Kristallgebilde, das meist aus Sandkörnern besteht, die in einen Kristall aus Gips oder Baryt eingebettet sind. Man findet sie in trockenen Wüstengebieten wie der Sahara – und in der Wetterau, weil hier der Sand viel Barium enthält.
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