An der Mündung der Wisper in den Rhein liegt auf halber Strecke zwischen der Loreleystadt Sankt Goarshausen und Rüdesheim die Kleinstadt Lorch, die von Weinbau und Tourismus geprägt ist. Bereits die erste urkundliche Erwähnung von Lorch im Jahr 1085 beschäftigt sich mit der Übertragung eines Weinguts.
Da wo Wein war, waren zumeist auch kirchliche Würdenträger nicht weit. So auch in Lorch, das bereits in der fränkischen Zeit eine der Mutterpfarreien im Rheingau war. Mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche St. Martin wurde ab 1270 begonnen, das Hauptschiff folgte ab 1304, das Presberger Schiff genannte Nordschiff 1394. Einbezogen in die Neubauten wurden Reste einer spätromanischen Basilika, deren Ursprung nicht genau datiert ist.
Wertvollster Teil der Innenausstattung der Martinskirche ist der 1483 entstandene Hochaltar, der von Hans von Worms geschnitzt wurde. Als größter und ältester nachgewiesener Holzschnitzaltar besitzt er eine wichtige kunstgeschichtliche Bedeutung.
Das Chorstühl der Martinskirche stammt aus dem 13. Jahrhundert, der Taufstein aus dem Jahr 1464. Eine Besonderheit stellt ein Teil der Orgel dar, das sogenannte „Riesling-Register". Durch Betätigung des Registerzuges „Riesling 2f" ertönt Vogelgezwitscher und es öffnet sich eine kleine Tür, hinter der zwei Flaschen Riesling und zwei Weingläser versteckt sind.
Die weltliche Macht stellte in Lorch das Adelsgeschlecht der Hilchen, deren bedeutendster Vertreter Johann Hilchen (1484-1548) als kaiserlicher Feldmarschall war. Zum Ende seines Lebens ließ er in Lorch ein repräsentatives Haus bauen, dessen Fertigstellung 1573 er nicht mehr erlebte. Das Hilchenhaus wurde aus verputztem Bruchsteinmauerwerk errichtet und mit einer aufwändigen Schaufassade aus Sandstein versehen. Es gilt vielen Experten als schönster Renaissancebau am Mittelrhein. Derzeit wird das Hilchenhaus für mehrere Millionen Euro aufwändig restauriert und soll bei Fertigstellung als Standesamt, Tourist-Information und Museum über die Geschichte des Freistaats Flaschenhals genutzt werden.
Ebenfalls im 16. Jahrhundert wurde der Strunk erbaut. Der Rundturm sollte die Wispermündung sichern und wurde gleichzeitig auch als örtliches Gefängnis genutzt. Die Wände sind aus Schieferbruch- und Sandsteinen gemauert. 2005-06 wurde der Strunk restauriert und dient als Informationszentrum über das UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal. Über einen Treppenturm kann man zur Aussichtsplattform aufsteigen, von der man einen schönen Rundblick über Lorch hat.
Der Strunk war Teil der Stadtbefestigung, zu der auch der Hexenturm und der in Richtung Lorchhausen stehende Turm Nollig gehörten. An der Wispermündung befindet sich das Leprosenhaus, das vor der Stadt lag und zur Ausquartierung von Leprakranken diente. Hier finden sich ebenfalls noch Reste der alten Stadtbefestigung.
Das große Fachwerk-Rathaus der Stadt Lorch steht am Marktplatz und entstand Anfang des 19. Jahrhundert. Im modernen Anbau befindet sich das Robert-Struppmann-Museum. Es wurde 1989 eröffnet und basiert auf der Kunstsammlung des Pfarrers Anton Karl Pfaff (1872-1926). Das in drei Etagen eingerichtete Museum zeigt vor allem kirchliche Skulpturen aus der Zeit um 1400. Zu den Ausstellungsstücken zählt etwa die Lorcher Traubenmadonna (um 1350), eine Pietà (1470) und zwei Reliquienbüsten der heiligen Ursula (1360 und 1500). Die sakralen Werke werden ergänzt durch Bodenfunde aus dem Wispertaunus. Die ältesten Ausstellungsstücke sind ein Halsring und ein Kinderarmreif aus der Bronzezeit. Gezeigt werden auch Keramikfunde aus der Römerzeit, mittelalterliche Gebrauchsgegenstände und Trinkgefäße aus der Zeit des Barock.
Fährt man vom Rhein aus ins Wispertal, passiert man kurz hinter dem Ortsausgang von Lorch die Kreuzkapelle. Sie wurde 1677 an dieser Stelle errichtet, weil es hier den Lorchern 1460 gelang, einen Viehdiebstahl zu vereiteln, den die Herren von der Sauerburg durchführen wollten. Zum Andenken an den Sieg stellten die Lorcher zunächst ein großes Kreuz auf und bauten später die Kapelle, die dann 1788 noch einmal erweitert wurde. Die Kreuzkapelle ist Ziel der Kreuzwallfahrt, die am ersten Sonntag im Mai von der St. Martin Kirche aus startet und viele Gäste anzieht.
Folgt man von Lorch aus dem Rhein flussaufwärts in Richtung Assmannshausen kommt man zum Teufelskadrich (416m), einem sagenumwobenen, steilen Abhang. Die während der Eiszeit aus dem verwitterten Fels entstandenen Blockschuttfeldern und die Traubeneichen-Wälder sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Hoch über dem Rhein genießt man hier schöne Aussichten ins Tal.
Einmal im Jahr herrscht in Lorch Ausnahmezustand: am dritten Wochenende im Juli. Dann steigt das Hilchenfest genannte Weinfest, das erstmals 1967 gefeiert wurde. Rund um den Marktplatz wird dann bei Livemusik aus verschiedenen Genres Rheingauer Wein ausgeschenkt.
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