Mikwe (Friedberg)


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Friedberg in der Wetterau hat neben der mächtigen Burg Friedberg mit dem beeindruckenden Adolfsturm und der gotischen Stadtkirche noch mehr Einmaligkeiten zu bieten. Zwischen Burg Friedberg und dem Wetterau-Museum, in der Judengasse 20 gelegen, befindet sich die größte erhaltene mittelalterliche Mikwe Deutschlands, eine Monumentalmikwe. Vergleichbare Anlagen gibt es nur noch in Speyer, Köln, Worms, Offenburg und Andernach.

Eine Mikwe ist ein Ritualbad Menschen jüdischen Glaubens. Mikwah ist hebräisch und heißt Wasseransammlung. Ritualbäder erfolgten für Männer und Frauen gemäß der Halahah, dem jüdischen Religionsgesetz. Die Tauchbäder galten nicht der Körperreinigung, denn man ging sauber hinein, sondern der rituellen Reinigung. Bei Männern beispielsweise vor dem Sabbat und bei Frauen vor der Hochzeit oder nach der Menstruation. Bis 1938 befand sich in der Nähe auch die Synagoge in der Judengasse.

Eine Inschrift der Friedberger Mikwe besagt, dass sie 1260 gebaut wurde und dass der Bau durch eine Stiftung von „Sizchak Kublenz“ (Isaak von bzw. aus Koblenz) ermöglicht wurde. Die jüdische Gemeinde stand unter dem Schutz der Burg Friedberg. Und dass das Kulturdenkmal nicht zur Nazizeit zerstört wurde, ist einem Geschichtslehrer und seinen Schülern zu verdanken und seinerzeit auch dem schrägen Argument, dass deutsche Baumeister am Werk gewesen wären. Eben jene, die wohl auch am Bau der Stadtkirche Friedberg beteiligt waren. Ähnlichkeiten einzelner Elemente an Säulen und Kämpferprofilen unterstreichen dies.

Über den Innenhof des Hauses aus dem Jahr 1903 mit der Nummer 20 erfolgt der Zugang zur Mikwe – von der oberirdisch nichts zu sehen ist, bis auf die Abdeckung des Lichtschachts. Ein Vorraum zur Erläuterung der Mikwe wurde eingerichtet. Es ist absolut erstaunlich, zu welcher Leistung die Menschen 1260, ohne Bagger und andere erleichternde motorbetriebene Hilfsmittel imstande waren. 25m tief in die Erde mussten die Bauhandwerker graben, um an das für Ritualbäder notwendige Grundwasser, von Menschenhand unberührt, zu gelangen.

Die 25m wurden notwendig, weil die Mikwe auf dem Berg liegt. 72 Treppenstufen mussten gegangen werden, um sich im zwischen 7 und 10 Grad frischen Wasser zu tauchen. Nachdem der Schacht durch den Basalt getrieben wurde, wurde die Mikwe mit einem Durchmesser von 5,5m ausgemauert. Nach der Emanzipation der hessischen Juden überließen diese die Mikwe dem Gemeindediener. 1808-75 diente sie zweckentfremdet sogar einem Metzger als Kühlraum. Nach Bewusstwerdung des historischen und kulturellen Wertes kauften die Juden die Mikwe zurück.

Das Grundwasser steht bis zu 5m tief, die Höhe schwankt. Ein reich profiliertes Portal führt bis zum sich selbst reinigenden Grundwasser. Halbbögen überspannen die Treppenläufe, Säulen tragen sie und die spitzbogigen Nischen unterstreichen die Gliederung des baulich sehr interessanten Denkmals.


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