Norken


Norken liegt auf dem Hochplateau Norkenhöhe rund 1km westlich von Kirburg und 2km östlich von Nister. Zur Gemeinde gehört neben Norken der kleine Ort Bretthausen.

In Norken wird seit über hundert Jahren die Tradition des Eierschibbelns gepflegt. Das Eierschibbeln ist ein Wettbewerb, der als Brauchtum zu Ostern in verschiedenen Teilen Deutschlands betrieben wird. Geschibbelt wird in Norken auf dem Schibbelrain, einer Wiese mit leichtem Gefälle am Rande des Orts. In der Mitte des Schibbelrains werden im Abstand von etwa drei Zentimetern etwa drei Meter lange, dünne Leisten nebeneinander schräg in den Boden gesteckt. Über diese beiden Leisten werden die Ostereier abgerollt („geschibbelt“). Wo ein Schibbelei zum Stehen kommt, wird ein zweites Ei – das Setzei – hingelegt. Trifft ein Teilnehmer mit seinem Schibbelei ein Setzei, so vermerkt dies der Wettkampfleiter als Treffer. Der Teilnehmer mit den meisten Treffern ist Schibbelkönig oder -königin.

Am Ostersonntag schibbeln die Erwachsenen, am Ostermontag sind die Kinder dran. Das durchführende Organ des Norkener Eierschibbelns – der Schibbelclub Norken – vermerkt dazu in unverblümter Klarheit auf seiner Internetseite: „Dann wird das Trinken der Erwachsenen nicht mehr von dem dummen Eier-auf-den-Stock-legen gestört, und man kann sich ganz dem liebsten Hobby des Waldmenschen hingeben - dem Verzehr von gegorenem Gerstensaft“.

Man merkt, in Norken ist man stolz auf die Tradition und den Westerwald. Das kommt auch in dem geflügelten Wort „All kei Norke net“ zum Ausdruck. Hintergrund: Der Norkener Dorfschultheiß Hannphilip musste vor rund 100 Jahren nach Wiesbaden fahren, um seine Tochter unter die Haube zu bringen. Dort sah er das Kurhaus (er verstand „Kuhhaus“ und wunderte sich über den prächtigen Stall), bewunderte den Kochbrunnen („das schmeckt wie Fleischbrühe“) und die herrschaftlichen Häuser. Abends fragte ihn die Tochter: „Na, Babbe, wie hat dir dann Wißboare gefalle?“. Der Hannphilip antwortete schlicht: „All kei Norke net“ (in Hochdeutsch: Das ist alles nichts im Vergleich zu Norken). Seitdem lebt Hannphilips Wort auf dem Westerwald, und wenn ein Wäller in sein Dorf heimkehrt und gefragt wird nach der Schönheit der Fremde, so sagt er „Allemoal, all kei Norke net“.

Einmal auf den Geschmack gekommen anbei noch die offizielle Gebrauchsanweisung für die Kontaktaufnahme mit „echten“ Westerwäldern, die wir „Mighty Müller“ verdanken. Wenn sich zwei Wäller treffen, verläuft das Gespräch üblicherweise wie folgt:

„Unn?!“ (Und?!)
„Jou. Önn dau?“ (Ja. Und Du?!)
„Och.“ (Auch.)
„Aija da.“ (Na denn.)
„Njoh.“ (Ja.)

Jetzt sind alle Informationen ausgetauscht und es gibt laut Mighty Müller drei Anschlussmöglichkeiten: „Erstens: Die Waldmenschen gehen ihrer Wege und lassen das Gesagte in sich wirken. Zweitens: Die Waldmenschen bleiben beieinander und betrinken sich bis zum Koma. Drittens: Die Waldmenschen prügeln sich wie die Kesselflicker“.


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