Sprockhövel


Sprockhövel ist eine der Wiegen der Kohlebergbaus entlang der Ruhr. Die Stadt entstand 1960 durch Zusammenlegung der vormals eigenständigen Gemeinden Niedersprockhövel und Obersprockhövel und wurde zehn Jahre durch Eingemeindung von Haßlinghausen, Gennebreck und Hiddinghausen erweitert. Sprockhövel hat sich seinen Charakter als ländliche Region bewahrt. Gut Dreiviertel des Stadtgebiets bestehen aus Wald und landwirtschaftlich genutzten Flächen.

In Niedersprockhövel lockt der historische Ortskern mit zahlreichen Gebäuden aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Ein Schmuckstück ist das Haus Heine in der Hauptstraße 4. Das klassisch schöne Fachwerkhaus mit grünen Schlagläden entstand 1830 und ist zum Teil verschiefert. Erbauer des zweigeschossigen Hauses mit Krüppelwalmdach und Sprossenfenstern ist der Schönfärber in Leinen und Kattun Dietrich Heine. Die bekannte Kochbuchautorin Henriette Davidis lebte hier 1841-48 und verfasste in Sprockhövel das Praktische Kochbuch, ein Standardwerk für Generationen von Amateur- und auch Profiköchen. Heute findet sich im Haus Heine ein gastronomischer Betrieb.

Ganz in der Nähe steht die evangelische Pfarrkirche. Der rechteckige eher schlichte Saalbau mit einem Mansarddach und einer an der Ostseite angebauten Sakristei fällt durch den mit welscher barocker Haube (1890) gekrönten Westturm ins Auge. Die Kirche wurde 1785 errichtet. Altar und Kanzel stammen aus dem Jahr 1805.

Das älteste Gebäude im Ortskern von Niedersprockhövel ist das Kernsche Haus hinter der Kirche und stammt aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts. Man findet teilweise barocke Schmuckelemente, wie eine Kassettentür mit Oberlicht, Stichbogenfenster und farbige Knaggen. Das sind hölzerne Konsolen, die zum Stützen von auskragenden oberen Stockwerken im historischen Fachwerkbau zum Einsatz kamen. Das Kernsche Haus hat neben der Sichtfachwerkfassade auch mit Schiefer und Holzschindeln verkleidete Seiten.

Den Ortskern von Sprockhövel beherrscht neben der Kirche der Schultenhof in der Hauptstraße. Das große Fachwerkhaus mit zwei Geschossen unter einem Krüppelwalmdach entstand 1815. Der ehemalige Schultenhof Leveringhaus brannte 1815 bei einer Jubelfeier gegen Napoleon nieder und war ab dem 16. Jahrhundert Sitz des Schulten. Die bereits erwähnte Henriette Davidis hat auch hier zeitweise gewohnt.

Nur einige Schritte weiter steht die ehemalige Pfarrschule aus dem Jahr 1827. Sie gleicht in der Ausführung den bereits erwähnten Fachwerkschmuckstücken und ist auch in Teilen mit Schiefer verkleidet. Wer offenen Auges durch Nieder- sowie Obersprockhövel schlendert, findet weitere Zeugen aus dieser Bauzeit.

Eines der größten Bergwerke Deutschlands mit einer Abbaufläche von fast fünfzig Quadratkilometern war die Zeche Alte Haase nördlich von Sprockhövel, in der seit dem frühen 17. Jahrhundert bis zur Schließung 1969 Kohle gefördert wurde. Weithin sichtbares Zeichen der Zeche Alte Haase ist der Malakow-Turm – so werden Schachttürme mit einer charakteristischen Bauform genannt, die an das russische Fort Malakow auf der Krim erinnern. Der Malakow-Turm der Zeche Alte Haase entstand 1897 und gilt als der einzige Malakow-Turm südlich der Ruhr.

Im Industrie- und Kulturpark am Malakow-Turm findet der Besucher interessante Exponate aus dem Bergbau. Ein Dampfhammer aus dem Jahr 1908, ein Lüfterrad der Firma Turmag, ein imposanter Senklader mit mächtiger Schaufel, die nicht im üblichen Sinne schaufelt, sondern schiebt, Grubenwagen, Abteufkübel, die bis 1955 mit Schaufeln beladen wurden, Brikettierringe, aus denen Eierkohle aus Feinstaub und ein wenig Teer sozusagen herauskullerten.

Mehr Informationen zur Zeche Alter Haase und dem Bergbau rund um Sprockhövel erhält man in der Heimatstube des Heimat- und Geschichtsvereins Sprockhövel in der Hauptstraße. Hier werden zahlreiche Erinnerungsstücke an die Bergbauzeit ausgestellt z.B. bergmännisches Geleucht, das aus einem Eichenstück gefertigte Rad eines Grubenwagens – aber auch eine typisch bergische Dröppelminna.


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