Urft (Kall)


Im östlichen Gebiet der Gemeinde Kall liegt der Ort Urft. Hier mündet der Gillesbach in den gleichnamigen Fluss Urft. Die Urft entspringt im Zitterwald bei Schmidtheim und mündet nach 46km nahe Rurberg in die Rur. Nördlich von Urft verlief die römische Eifelwasserleitung, weshalb hier heute der Römerkanal-Wanderweg auf dem Weg nach Köln entlang führt.

Nördlich von Urft steht die Burg Dalbenden. Burg Dalbenden wurde im 12. Jahrhundert als Wasserburg errichtet. Malerisch liegt das Burg-Ensemble umgeben von viel Grün, Benden wird übrigens mit Wiesen übersetzt, was ganz passend ist. Die einstig quadratische Burg mit Treppenturm wurde in den vergangenen Jahrhunderten zwei Mal maßgeblich erweitert und in den letzten Jahrzehnten im Zuge der Denkmalpflege liebevoll saniert, so dass man dort heute Wohneinheiten und Gewerbeflächen mieten kann. Eingemietet hatten sich hier auch schon der Eifelmaler Fritz von Wille (1905-07) und Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt während der Ardennenoffensive 1944.

Noch etwas weiter westlich finden sich die Ruinen einer weiteren Burg, der Stolzenburg. Am Fuße der Burg führte einst die römische Eifelwasserleitung vorbei. Man weiß wenig über die Geschichte der Burg, dafür gibt es umso mehr Sagen, die sich um die Stolzenburg drehen. So glaubt man, dass die Stolzenburg einige Schätze beherbergt, die von einem schwarzen glutäugigen Hund bewacht werden.

Im Gillesbachtal liegt das Areal des Hermann-Josef-Hauses mit Kapelle und einer Schul- sowie Wohnreinrichtung der Jugendhilfe. Die Einrichtung wurde 1917 als Waisenhaus gegründet und bietet Platz für etwa hundert Jugendliche, die hier gefördert und begleitet werden. Zudem bietet sie auch Platz für 120 Mitarbeiter, was das Hermann-Josef-Haus zu einem größeren Arbeitgeber des Kreises Euskirchen macht.

Ebenfalls am Gillesbach südlich des Ortskerns wurde ein lang gehütetes Geheimnis gelüftet, was heute samstags und auf Voranmeldung zu bestaunen ist: die Dokumentationsstätte Ausweichsitz NRW. Einst war die Bunkeranlage eines der am besten gehüteten Geheimnisse des Landes im Kalten Krieg. Der Bevölkerung wurde erzählt, es befände sich das Warnamt Eifel oder ein Wasserwerk dahinter. Der unterirdische Bunker war während dieser Zeit ein Ausweichsitz für politische Prominente, die von hier aus im Falle eines Atomschlages die Geschicke der Menschen regeln sollten. 200 Mann der Landesregierung NRW hätten im Bunker Platz gefunden.

Gebaut wurde die Anlage mit mehr als hundert Räumen auf tausend Quadratmetern 1962 und sie galt dreißig Jahre als einsatzbereit für den dann dort untergebrachten Krisenstab. Alle zwei Jahre wurde hier der dritte Weltkrieg durchgespielt. 1993 wurde der Bunker aufgegeben und an den Schwiegersohn des Bunker-Hausmeisters verkauft. Der Bunker befindet sich in seinem ursprünglichen Zustand und man kann im Rahmen einer rund zweistündigen Besichtigung am eigenen Leib erfahren, wie es sich so angefühlt hätte, als Krisenmanager im Erdloch. Wer sich für eine Zeitreise in die 1970er Jahre Kalte-Kriegs-Angst erwärmt, sollte sich trotzdem warm anziehen, denn hier in der Eifelerde hat es nur 7° C.

Folgt man dem Gillesbach weiter in südliche Richtung kommt man an der Hallenthaler Mühle vorbei. In der Nähe sind gleich drei Wanderwege, der Eifelsteig (5. Etappe), der Eifeler Quellenpfad und der Felsenweg (ehemals Josef-Schramm-Weg). Die Hallenthaler Mühle war eine Zwangsmühle der Abtei Steinfeld, die nordwestlich davon liegt. Hier mussten die Bauern von Urft, Wahlen und Marmagen ihr Korn mahlen lassen.


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