Ein Urwald ist im Prinzip ein Wald, der nie von Menschen bewirtschaftet wurde. Das ist in unseren Breiten eigentlich nie geschehen. Unsere Urwälder sind, wenn man so will, die Urururenkel der einstigen Urwälder. Urwaldähnliche Gebiete gibt’s aber auch noch bei uns und diese sind oft Bestandteile von Nationalparks. Imposante alte Bäume in einer neu entstehenden Wildnis erleben wir heute mit dem Hans-Watzlik-Hain im Norden des Nationalparks Bayerischer Wald, nah der Grenze zu Tschechien.
Start ist bei Zwieslerwaldhaus, der Parkplatz Brechhäuslau, wir streifen Bayerisch Eisenstein mit dem bekannten Grenzbahnhof. Es geht abwechslungsreich auf und ab, gegen den Uhrzeigersinn und gen Nordwesten. Wir folgen der Markierung „Schwarzstorch“ in Richtung Schwellhäusl. In einer Senke kommen wir über die Deffernik. Bei einer Kreuzung nehmen wir den rechten Arm vom Schwarzstorch und wandern auf einem Schotterweg.
Kurz drauf sind wir im Urwaldrelikt Hans-Watzlik-Hain, der 1950 als Schutzgebiet bestimmt wurde. Benannt wurde das Gebiet nach Hans Watzlik (1879-1948), einem deutsch-böhmischen Schriftsteller, der seitens seiner Ideologie allerdings nicht unumstritten war oder ist.
Im Hans-Watzlik-Hain stehen teils jahrhundertealte Tannen, Buchen und Fichten. Rund 52m misst die Große Waldhaustanne am Beginn den Erlebniswegs. Sie ist der größte Baum im Nationalpark Bayerischer Wald. Darüber hinaus gilt sie als dickste Tanne Deutschlands mit einem Stammumfang von knapp 7 Metern. Das Alter der Großen Waldhaustanne wird auf 500-700 Jahre geschätzt.
Jetzt kann man einem schmalen Pfad folgen, oder bleibt auf dem Forstweg, wenn im Winter der Pfad nicht gespurt ist. Bei Schwellhäusel, mit Gastronomie und dem Stauweiher Schmalzbachschwelle, lenken wir mit der Markierung „Bussard“ die Schritte aufwärts und kommen über den Hochbergsattel in Richtung Bayerisch Eisenstein. Bei der Schutzhütte Hochbergsattel auf 847m haben wir den höchsten Punkt der Runde, nach etwa 3,5km.
Mit dem Bussard schweben wir nach Bayerisch Eisenstein. Dort kommen wir am Localbahnmuseum vorbei, das die Bahngeschichte der Region anhand von gut zwanzig historischen Fahrzeugen zeigt. Wir sehen links die Kirche St. Johannes Nepomuk, folgen der Bahnhofstraße, biegen in die Hans-Watzlik-Straße und verlassen, das Gleis querend, den Ort und sind wieder von Wald umgeben.
Wir sind nun gen Südosten unterwegs und kommen per Waldpfad am Hang entlang zum Eisernen Kreuz. Nun wandern wir erneut zur Trifterklause Schwellhäusl und wählen wieder den Schwarzstorch zum Begleiter. Der Schwellsteig folgt den Schwellkanal, der seinerzeit zur Holztrift die Schmalzbachschwelle mit Wasser aus der Deffernik bediente. Alsbald sind wir am Parkplatz Brechhäuslau.
Bildnachweis: Von Rosa-Maria Rinkl [CC BY-SA 4.0] via Wikimedia Commons
Der Deutsche Wanderverband verlieh Anfang 2019 dem Rundweg Bussard, der in Bayerisch Eisenstein an der Grenze zu Tschechien startet, das Zertifikat...
Diese Wanderung ist grenzüberschreitend. Erfahrungsgemäß erfolgen für Wanderer so gut wie keine Kontrollen mehr. Man sollte dennoch einen Personalausweis...
Wer nicht Bayerischer-Wald-Wanderer ist, dem sagt Zwiesel dennoch etwas, vermutlich im Anblick einer festlich geschmückten Tafel: Kristallglas. 1872...