„Ich suchte mir so eine Hauptstadt aus, im Kerne Bürger-Nahrungs-Graus. Krummenge Gäßchen, steile Giebeln, beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln; Fleischbänke, wo die Schmeißen hausen, die fetten Braten anzuschmausen; da findest du zu jeder Zeit gewiß Gestank und Tätigkeit.“ Diese Zeilen legte Goethe seinem Mephisto über die Frankfurter Altstadt in den Mund. Denn zu seiner Zeit war Frankfurt nicht so adrett, wie es sich heute zeigt.
Von allen bekannten Bewohnern, die in den Jahrhunderten in Frankfurt am Main lebten, ist Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe wohl der Bekannteste. Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Großen Hirschgraben geboren und lebte in Frankfurt – mit Unterbrechungen während der Studienzeit –, bis er 1775 nach Weimar zog.
Im Westen der Altstadt am Großen Hirschgraben befindet sich das Goethe-Haus mit großem Goethe-Museum. Im Haus des Dichters sehen Küche, Wohn- und Studierstube noch so aus, als käme die Familie gleich heim. Eigentlich wurde Goethe nicht genau in diesem Haus geboren, sondern in zwei miteinander verbundenen Fachwerkhäusern. Der viergeschossige Bau, auch genannt Zu den drei Leiern, wurde im Stil des Spätbarock auf den Kellern der alten Häuser von Goethes Vater errichtet. Bis 1795 war das Haus in Besitz der Familie. 1944 brannte es nach einem Bombenangriff aus.
Was man heute sieht, ist liebevoll und mit Gespür für die Zeit Goethes rekonstruiert. Im Erdgeschoss ist die Küche, wo eine Köchin und zwei Mägde unter der Hausdame, Frau Rat, wirbelten. Es hieß ja, Goethes Mutter habe die Grüne Soße erfunden, das ist geschichtlich jedoch nicht belegt. Diese besondere Soße mit sieben Kräutern fand um 1700 durch italienische Händler Geschmack in Frankfurt.
In der blauen Stube wurde gespeist, die gelbe Stube war das Empfangszimmer von Frau Rat. Über den Stuben befindet sich die Beletage mit Musikzimmer, was der Stuck mit Instrumenten nahe legt. Das Zimmer Peking galt Festlichkeiten und ist mit karmesinroten Seidenstoffen geschmückt.
In der zweiten Etage ist das Geburtszimmer Goethes präsentiert. Das Zimmer der Frau Rat beinhaltet Portraits und ein Wandschrank mit Porzellan sowie weitere Besitztümer der Mutter Goethes. Sie mochte heiße Schokolade, die sie in zwei Tassen mit Deckel aufbewahrte. Im gleichen Geschoss ist eine Gemäldekabinett und eine Bibliothek zu bewundern. 2.000 Bücher hatte der Rat Goethe zusammengetragen. Er ging seinen eigenen Studien nach und gab seinen Kindern Unterricht. Es ist anzunehmen, dass sich der Sohn hat davon inspirieren lassen. Und auch Schwester Cornelia bewohnte wahrscheinlich bis zu ihrer Heirat 1773 ein Zimmer auf dieser Etage.
Das Dichterzimmer befindet sich in der dritten Etage. Hier, oft am Stehpult, ließ der junge Dichter seine ersten Werke aufs Papier fließen, wie Götz oder eine erste Fassung des Faust oder Die Leiden des jungen Werthers. Ein Schattenriss ist die Silhouette von Charlotte Buff aus Wetzlar, sie war ein erstes Bild der Lotte aus Werther. An den Wänden finden sich weitere Schattenrisse und Zeichnungen von Goethe, wie ein Portrait, das er von seiner Schwester angefertigt hat oder auch Skizzen seines Zimmers. Im Puppentheaterzimmer steht das Gehäuse des Puppenspiels, das er in Wilhelm Meisters theatralische Sendung bekannt gemacht hat. Er bekam es als vierjähriger Bub geschenkt. Ein erster Anreiz zu phantastischen Geschichten?
Angeschlossen ist das Goethe-Museum mit einer Gemäldegalerie, die sich mit der Goethezeit befasst. Bilder bedeutender Künstler aus dem deutschen Raum sind hier ausgestellt, wie beispielsweise Werke von Caspar David Friedrich. Vom Spätbarock über Sturm und Drang, Klassizismus, Romantik bis Biedermeier. Auch Handschriften von Goethe sind hier zu sehen. Die Spezialbibliothek umfasst 130.000 Bücher, Forschungen und Editionen. Ein Bereich mit Museumspädagogik ergänzt das Museum, welches durch das „Freies Deutsches Hochstift“, eines der ältesten Kulturinstitute im Lande, geführt wird.
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