Ein amerikanischer Besucher äußerte einmal die Vermutung, dass die Marksburg oberhalb von Braubach an der Mittelrheinschleife nach Karl Marx benannt wurde, denn bis ins 20. Jahrhundert schrieb man in Karten tatsächlich noch Marxburg. Doch der Name der Marksburg geht auf den Evangelisten Markus zurück. Ihm war die Burgkapelle geweiht. Und als Mitte des 16. Jahrhunderts die Herren der Marksburg eine weitere Anlage in Braubach – Schloss Philippstein – errichteten, wollte man wohl eine klare Namensgebung für die Höhenburg, die bis dahin nur Burg Braubach hieß. Also nannte man die Burg Markusburg bzw. später einfach Marksburg.
Die Marksburg wurde 1219 erstmals urkundlich erwähnt und ist die einzige mittelalterliche Höhenburg am Rhein, die nie zerstört wurde. Durch ihren ausgezeichneten Erhaltungszustand ist sie für Historiker von unschätzbarem Wert: An ihr lässt sich die Entwicklung des Burgenbaus vom mittelalterlichen Wehrturm bis zur neuzeitlichen Festung nachvollziehen. Seit 2002 gehört die Marksburg zum UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal und gilt auch nach der Haager Konvention als selbst in Krieg zu schützendes Kulturgut.
Die Marksburg liegt als Gipfelburg auf einem bewaldeten Schieferbergkegel auf 160m ü. NN, oberhalb der Stadt Braubach am rechten Rheinufer im Hintertaunus. Die Burg wurde an genau der Stelle errichtet, wo der kleine Mühlbach vor seiner Mündung in den Rhein zwei tief eingeschnittene Bachtäler gebildet hat; hier entlang verlief eine alte Handelsstraße. Von dieser strategisch idealen Stelle aus konnte die Gegend sehr gut kontrolliert werden.
Die Marksburg gilt als die mittelalterliche Burg schlechthin. Sie wurde auf einer Dauerbriefmarke der Deutschen Post verweigt und stand Modell für viele Phantasie-Burgen, auch für Spielzeug-Burganlagen. In den 1990er Jahren wäre die Marksburg aus diesem Grund beinahe an den Äquator umgezogen: Man wollte sie für das Deutsche Kulturdorf Ueno auf der Insel Miyako-jima erwerben, abbauen, nach Japan transportieren und dort wieder aufbauen. Nachdem der Eigentümer der Burg dies ablehnte, wurde stattdessen dort am Pazifikstrand eine originalgetreue Kopie der Marksburg gebaut, allerdings ohne Torhaus und Zwinger.
Mehrfach in ihrer Geschichte wechselte die Marksburg den Besitzer: 1219 war sie pfalzgräfliches Lehen und Sitz der Ritter von Eppstein. Von 1260-1325 wurde sie als Zollburg genutzt. 1283 ging die Marksburg an die Grafen von Katzenelnbogen und war vermutlich die Katzenelnbogener Residenz am Rhein. 1479, nach dem Aussterben der Katzenelnbogener Grafenlinie, kam sie zur Landgrafschaft von Hessen. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde sie Wehrstützpunkt und mit Kanonen bestückt. Nach Fürsprache durch Kaiser Wilhelm II. erwarb die Deutschen Burgenvereinigung 1900 die Marksburg.
Die Deutsche Burgenvereinigung ist die älteste Denkmalschutz-Initiative Deutschlands, die überregional tätig ist. Gegründet wurde sie 1899 mit dem Ziel, den weiteren Zerfall bzw. die Zerstörung der ca. 20.000 deutschen Burgen und historischen Bauten zu verhindern. Sie hat bis heute ihre Geschäftsstelle im romanischen Palas der Marksburg.
Die bereits erwähnte Burgkapelle des heiligen Markus befindet sich im Kapellenturm, dem zweiten Turm der Marksburg. Sie ist der prunkvollste Raum der Burg, mit einem zehnteiligen spätgotischen Gratgewölbe und aufwändigen Wandmalereien. In einer Wandnische ist die Replika einer spätgotischen Madonna mit Jesuskind aus dem Jahre 1445 angebracht. Auf den ersten Blick erscheint die Kapelle im Vergleich zur Burg klein, allerdings wurde sie nur vom Burggrafen und seiner Familie genutzt - das Gesinde ging unten in der Stadt zur Messe.
Im Burginneren liegt der 1239 erbaute Romanische Palas, das älteste Gebäude der Burg. Das Gebäude war seit seiner Errichtung ständig bewohnt. Im Wappensaal, dem ehemaligen Rittersaal des Palas, werden standesamtliche Trauungen abgehalten. Die Kemenate, das „fürnem gemach“ der Hausherren, diente als Wohn- und Schlafraum für die ritterliche bzw. gräfliche Familie. Das höfische Leben der Marksburg spielte sich im Rittersaal ab; hier wurde beraten, Recht gesprochen, in geselliger Runde gespeist und fahrenden Sängern zugehört.
Zu den Wehreinrichtungen der Marksburg gehörte ein Wehrgang, der innerhalb der Burgmauer verlief und über den man ungesehen vom Kapellenturm zum Palas gelangte. Die ehemaligen Schießscharten des Wehrgangs wurden um 1706 zu Fenstern erweitert. Hier lag auch die ehemalige Rüstkammer. 1711 zerstörte ein Brand den alten Wehrgang und die Kleine Batterie wurde gebaut, um die Stadteingänge und die Straße nach Wiesbaden mit Kanonen zu sichern. Bereits 1589 war die Große Batterie errichtet worden. Als Ausguck diente der bereits 1239 errichtete 39 Meter hohe Bergfried, der auf dem höchsten Punkt des Burgfelsens steht. Unter dem Bergfried lag das 6 Meter tiefe Verlies der Burg.
Die Marksburg ist heute als Burgmuseum eingerichtet. Der Rüstsaal beherbergt die Gimbelsche Sammlung von 1880, eine Sammlung von Körperpanzern und Harnischen aus der Antike bis zum Ende des Mittelalters, die teils aus Rekonstruktionen und teils aus Originalstücken besteht.
Das Kellergeschoss des Palas an der Nordseite diente früher als Marstall für die Pferde und Maultiere der Burg, heute sind hier Folter- und Strafinstrumente ausgestellt. Die ursprüngliche Folterkammer lag vermutlich im Untergeschoss des Kapellenturmes. Sehenswert ist außerdem die Burgschmiede, die originalgetreu im Stil des 15. Jahrhunderts ausgestattet wurde.
Zu den Einrichtungen der Marksburg gehört ein Kräutergarten, der 1969 im Burgzwinger als Botanischer Garten des Mittelalters angelegt wurde. Hier finden sich ca. 160 Nutz- und Zierpflanzen wie Bilsenkraut und Mispel, die nachweislich bereits im Mittelalter angebaut wurden. Im Weinkeller unter dem gotischen Saalbau von 1435 lagerte der große Weinvorrat der Burg – damals trank jeder Burgbewohner bis zu vier Liter Wein pro Tag; somit war Wein das wichtigste flüssigste Lebensmittel der Ritterzeit. Im Erdgeschoss des gleichen Gebäudes liegt auch die Burgküche mit ihrem großen Kamin, die gleichzeitig als „Kantine“ für das Gesinde diente und an den Rittersaal grenzte.
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