Gelnhausen


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Die Barbarossastadt Gelnhausen, Verwaltungssitz des Main-Kinzig-Kreises, liegt am Südrand des Büdinger Walds, eingeflankt von Erhebungen wie dem Sommerberg (302m), Kuhruh (333m), Habernickel (334m) und Schnepfenkopf (323m). Am Südrand des Stadtkerns fließt ruhig die Kinzig, die im Mittelalter ab Gelnhausen schiffbar war.

Gelnhausen ist eine von fünf Barbarossastädten in Deutschland und die Kaiserpfalz in Gelnhausen gilt heute als besterhaltene Pfalz der Stauferzeit. In der Stauferzeit wurde Gelnhausen mit Schalentürmen mit quadratischem Grundriss gesichert. Nach außen hin bestanden die Türme aus Stein und waren abgerundet, so das Geschosse weniger Zielfläche hatten. Nach innen musste eine Holzverschalung reichen. Am Inneren Holztor, nahe des hübschen Johanniterhofes mit Treppengiebel ist das noch schön zu sehen.

Folgt man der Stadtmauer im Uhrzeigersinn, sind einige historische Bauten zu sehen. Vor dem Inneren Tor steht der Buttenturm. 1328 als Signal- und Beobachtungsturm erbaut. Buttenturm heißt der früher genannte Hohe Turm deshalb, weil er an den Holzrucksack erinnert, der früher zur Weinlese auf dem Rücken getragen wurde. Durch das Innere Holztor, fällt das Bild auf das äußere Tor.

Entlang des Stadtgartens gelangt man in den östlichen Bereich der Innenstadt und zum Haitzertorturm, der den Ausgang nach Haitz sicherte, aus der Zeit um 1380 stammt und erst Mitte des 19. Jahrhunderts gekürzt und zum Wohnhaus umgebaut wurde.

Nächstes geschichtliches Urgestein ist der Hexenturm, der zur Erbauungszeit im 15. Jahrhundert Fratzenstein genannt wurde, wegen der angebrachten sogenannten Neidfratze. Der Geschützturm sollte die Stadt vor einfallenden Hussiten aus Böhmen nach Südosten hin schützen. Der Turm ist diesmal rund und komplett aus Stein, misst stattliche 24m in der Höhe und hat eine Kegelspitze mit kleinen Löchern drin – durch sie konnte Pulverdampf abziehen. 9m Durchmesser und eine Wandstärke von 2,8m sollten gegnerischen Kugeln standhalten – hat es wohl auch, denn sonst wäre der Hexenturm nicht in diesem Originalzustand zu besichtigen.

Im Hexentrum verbreitet ausgestelltes Foltermobiliar den gewalttätigen Flair der Zeit der Hexenverfolgung. Zwischen 1584 und 1633 wurden 54 überwiegend weibliche Personen der Hexerei verdächtigt, gefoltert und in Gelnhausen hingerichtet. Durch das Angstloch wurden die Verdächtigen 8m tief in das Verlies hinab gelassen.

Wer da wieder raus kommt, kann sich nahe der Kaiserpfalz noch das Oberhäusertor und das Haintor ansehen, in Richtung Stadtzentrum folgen noch den Ziegelturm und das Schifftor, die sich an der äußeren Stadtbefestigung befinden. Ist noch der Halbmond im nordöstlichen Teil der Stadt zu erwähnen. Von dem Turmfragment, der Aulenturm hieß, hat man einen fantastischen Blick über die Altstadt und herüber zur Marienkirche.

Nahe der Marienkirche steht das Romanische Haus. Das staufisch reich verzierte Haus am Untermarkt war damals Sitz des kaiserlichen Vogts und auch des Gerichts. Es folgten als Nutzer Bürgermeister und Rat.

Jetzt wird vom hübschen Rathaus am Obermarkt regiert, welches ursprünglich eine Handelshaus war. 1358 als Kaufhaus gebaut, lagerte unter dem Dach auch der Tabak. Ein Blitzeinschlag sorgte für einen gefährlichen Brand 1736, der übelst hätte ausgehen können. Regen und Hagel verhinderte schlimmeres. Heute feiert man in Gelnhausen deshalb an jedem 15 August den Hageltag.

Westlich des Obermaktes steht die katholische Pfarrkirche St. Peter. Im frühen 13. Jahrhundert wurde sie begonnen, kam aber gegen die Prämonstratenser und die Reformation nicht richtig zum Zuge. Geplant war eine große Basilika, gebaut wurde eine kleinere, weniger ausgearbeitete Kirche mit unvollendeten Türmen und einfachen Hauben. Die Kirche diente als Magazin, Lazarett und Zigarrenfabrik. Nach dem ersten Weltkrieg konnte sie von der katholischen Kirche erworben werden, die die Türme wachsen ließ und eine Pfarrkirche einrichtete.

Ein weiteres und das älteste sakrale Bauwerk in Gelnhausen ist die Godobertuskapelle. Sie steht nördlich des mittelalterlichen Kerns nahe des äußeren Holztores und das verbrieft seit 1260, wobei anhand der Formen und Ausführungen die Mitte des 12. Jahrhunderts als Entstehung angenommen werden kann. Die im Volksmund genannte Gelakapelle sieht unscheinbar aus mit dem teilweise verputzen Bruchsteinen. Als einstige Doppelkapelle gehörte sie womöglich zu einer Burg oder einem Adelshof.

Neben Barbarossa hat Gelnhausen zwei weitere Berühmtheiten im Repertoire: den Erfinder des Telefons, Philipp Reis (1834-1874) und den Autor des Buches Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch, Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen, der im 17. Jahrhundert in Gelnhausen zur Welt kam. Der Simplicissimus gilt als eines der wichtigsten Werke deutschsprachiger Literatur.

Wer sich über Grimmelshausen und sein literarisches Werk informieren möchte, macht dies am Besten im Museum Gelnhausen am Obermarkt. Hier gibt es neben vielen Exponaten zur Heimatgeschichte die Grimmelshausenwelt mit der kostbaren Sammlung seltener Erstausgaben der Simplicianischen Schriften. Ein weiteres interessantes Museum in Gelnhausen ist das privat geführte Turmuhrenmuseum im Godobertusweg.

Die ehemalige Synagoge hat ihren Ursprung im Jahr 1656, wird heute als kultureller Begegnungssort genutzt und nennt einen barocken Thoraschrein ihr Eigen. Der jüdische Friedhof nahe der Kinzig wurde wahrscheinlich im ausgehenden Mittelalter angelegt.


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