Die alte Hansestadt Brilon liegt ganz im Nordosten des Sauerlands an der Quelle der Möhne. Eine Hansestadt mitten im Sauerland? Die mittelalterliche Hanse war eine Art Vorläufer eines einheitlichen Wirtschaftsraums. Städte, die Handel betreiben wollten, mussten Mitglied werden. Und so kam auch Brilon um den Beitritt zur Hanse nicht herum, wurde doch hier bereits im 13. Jahrhundert rege Bergbau und Verhüttung betrieben und um die Wirtschaftsleistung von Brilon sogar kriegerische Auseinandersetzungen geführt.
Der stolze Mittelpunkt der alten Handelsstadt Brilon war demnach auch immer der Marktplatz, und genau hier beginnt der Rothaarsteig. Eine etwas verschämt am Rande des Rathauses angebrachte Informationstafel informiert über den Verlauf der weiteren Strecke, und vis-à-vis steht die Tourist-Information für Fragen zur Verfügung.
Zum Beginn der Wanderung sollte man noch etwas Zeit einräumen und sich den Marktplatz etwas anschauen. In seiner Mitte steht der Petrusbrunnen, der früher die Stadt mit Wasser versorgte. Sein heutiges Aussehen erhielt der Kump 1726. Am Kopf des Marktplatzes befindet sich das historische Rathaus von Brilon. Es wurde um 1250 erbaut und diente während der Hanse als Gildehaus – also als Sitz der Briloner Hansekaufleute, die hier Waren aus aller Herren Länder handelten. Im 18. Jahrhundert erhielt das Rathaus dann seine schmucke barocke Fassade.
Ebenfalls am Marktplatz steht das Haus Hövener, ein stattliches, 1803-04 erbautes Wohnhaus, in dem seit Juni 2011 das Stadtmuseum Brilon untergebracht ist. Ein besonderes Highlight ist das interaktive Stadtmodell Brilons. Auf einer Stadtkarte ist die Innenstadt um das Jahr 1900 in Form von etwa 500 Gebäuden im Maßstab 1:600 nachgebildet. Mit Hilfe eines Touchscreens können Informationen zu den Gebäuden aufgerufen werden. Die interaktive Stadt ist in dieser Größe und Umsetzung wohl einmalig in Deutschland.
Vom Marktplatz geht man in die Derker Straße. Rechter Hand erhebt sich die Propsteikirche Brilon, die ab 1220 auf Betreiben der bergischen Grafen gebaut wurde. Der 63m hohe gotische Turm folgte um 1250 und in der Mitte des 14. Jahrhunderts dürfte die Propsteikirche Brilon ihre heutigen Ausmaße erreicht haben. Im Innern der Propsteikirche findet sich ein ganz besonderer Schatz: das romanische Pankratiuskreuz, ein goldenes Vortragekreuz aus der Zeit um 1100, das man dem Kreis des Benediktinergoldschmieds Rogerus von Helmarshausen zuspricht.
Die Derker Straße führt an ihrem Ende zum letzten Rest der Briloner Stadtbefestigung, dem Derker Tor. Der Rothaarsteig aber führt über die Niedere Straße südöstlich aus der Stadt und steuert die Quelle der Möhne am Osthang des Poppenbergs (605m) an. Die Möhne bildet auf ihrer Länge von 65km den Nordrand des Sauerlands, bis diese Funktion ab Neheim im Weiteren die Ruhr übernimmt.
An Gudenhagen-Petersborn vorbei nimmt der Rothaarsteig jetzt Kurs auf den Borberg (669m), den höchsten Punkt der Briloner Hochfläche. Von hier genießt man einen hervorragenden Blick auf das westlich verlaufende Ruhrtal bei Olsberg. Diesen Blick schätzten offensichtlich auch schon die Karolinger im 9. Jahrhundert, die auf dem Borberg eine heute kaum mehr wahrnehmbare Wallanlage unterhielten. Auch die Fundamente einer kleinen Kirche wurden am Borberg gefunden, woher der Name Borbergs Kirchhof rührt. 1931 fand auf dem Borberg ein internationales Jugendtreffen statt, bei dem Abbé Franz Stock als engagierter Redner auftrat. An dieses Treffen erinnert die weithin sichtbare Friedenskapelle, die auf der Klippe über dem Tal errichtet wurde und seitdem Ziel für viele Wallfahrten ist.
Der Rothaarsteig knickt jetzt östlich ab und verläuft oberhalb des Schusterknapp (616m) über die kulturhistorische Erlebnisstation Meiler, Wälle, Wüstungen. Kurz danach trennt sich der Rothaarsteig auf in die originale Wegeführung und eine Klettervariante – „nur für Geübte mit festem Schuhwerk“, wie eine Informationstafel klarstellt. Auf dem Hauptweg erreicht man schon bald den Ginsterkopf (661m), über den die Gemarkungsgrenze von Brilon nach Olsberg verläuft. Von hier hat man einen herrlichen Blick über die Briloner Hochfläche, das Obere Ruhrtal und hinein ins Willinger Upland.
Direkt hinter dem Ginsterkopf stößt der Rothaarsteig auf die Feuereiche, einem von Olsberger Bürgern zu einem Kunstwerk gestalteten Baum, der unter dem Thema „Im Wald wächst Wärme“ die Bedeutung von Holz als Energieträger darstellt. Hinter der Feuereiche stößt die Klettervariante wieder auf den Hauptweg und gemeinsam geht es weiter zum Zielpunkt Bruchhausen.
Das letzte Wegstück auf dieser Rothaarsteig-Etappe führt zu einem von nur 77 nationalen Geotopen in Deutschland, den Bruchhauser Steinen. Diese eindrucksvolle Bergformation auf dem Istenberg (728m) besteht aus vier großen Felsblöcken aus Porphyr, die bis zu 92m hoch sind. Dazwischen finden sich Reste einer germanischen Fliehburg. Wer näher an die Bruchhauser Steine herangehen will, kann einen kleinen Abstecher machen. Der Zugang erfolgt über das Infocenter. Der Eintritt ist allerdings kostenpflichtig.
Der Rothaarsteig führt unterhalb der Bruchhauser Steine in den kleinen Ort Bruchhausen, der im Tal des Gierskoppbachs liegt, einem 14km langen Zufluss der Ruhr. In Bruchhausen lohnt abschließend ein Blick auf das privat bewohnte Schloss Bruchhausen. Das kleine Wasserschlösschen blickt auf eine lange Geschichte zurück, man munkelt, es sei schon über tausend Jahre alt. Die heutigen Bauwerke stammen aber von Ende des 18. Jahrhunderts. In der ehemaligen Meierei befindet sich heute eine kleine Hofbrauerei und der Rosengarten mit Café.
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