Die zweite Etappe auf dem Rothaarsteig beginnt in Bruchhausen, dem südöstlichsten Stadtteil von Olsberg im Sauerland. Bruchhausen ist nicht nur wegen des Naturdenkmals Bruchhauser Steine überregional bekannt. Bruchhausen ist auch der höchste Punkt von Nordrhein-Westfalen, denn in der Ortsgemarkung liegt am Übergang zum Willinger Upland der Langenberg (843m).
Mit einem letzten Blick auf die Bruchhauser Steine wendet sich der Rothaarsteig nach Süden und verläuft über den Rothaarkamm auf der Landesgrenze zu Hessen, die gleichzeitig auch Wasserscheide zwischen Rhein und Weser ist. Hier wurde an einem historischen Richtplatz früher entschieden, ob man schuldig oder unschuldig angeklagt wurde. Wer schuldig war, wurde aufgehängt. Das ging ganz ohne Strafgesetzbuch und Prozessordnung.
Vom Richtplatz ist es dann nicht mehr weit zum Langenberg, den seit 2010 auch wieder ein Gipfelkreuz ziert. Eine Metallplatte bestätigt selbst dem skeptischen Rothaarsteig-Wanderer noch einmal, dass er auf dem höchsten Berg in Nordrhein-Westfalen steht.
Über den bewaldeten Kamm geht es weiter, bis sich nach etwa fünf Kilometern eine Hochheidelandschaft eröffnet. Der Rothaarsteig ist im Naturschutzgebiet Neuer Hagen angekommen, das aus einem kleinen Moorgebiet und der 60ha großen Niedersfelder Hochheide besteht. Sie ist die größte Hoch- oder Bergheide Nordrhein-Westfalens und hat sich durch jahrhundertelange Rinderbeweidung und Plaggnutzung aus ehemaligen Buchenwäldern entwickelt. Heidschnucken weiden hier und wer Glück – und sein ornithologisches Bestimmungsbuch in Griffweite – hat, kann Zilpzalp, Feldschwirl und Ziegenmelker beobachten.
Der Neue Hagen liegt am Nordhang des Clemensbergs (839m), den der Rothaarsteig jetzt passiert. Neben dem Kahlen Asten (842m) ist der Clemensberg einer der wenigen Rothaar-Gipfel, die waldlos sind und daher auch ohne Aussichtsturm eine schöne Weitsicht bieten. Vom Gipfelkreuz auf dem Clemensberg kann man die Aussicht vor allem in Richtung Südwesten über das weite Haarfeld hinweg genießen.
Vom Clemensberg aus führt der Rothaarsteig östlich durch Heidelandschaft zur Quelle der Hoppecke, einem 35km langen Zufluss der Diemel, die sie bei Marsberg erreicht. Ab hier geht’s wieder südwärts. Am Hillekopf (805m) am Rand der Medebacher Bucht genießt man noch einmal den guten Ausblick über das hessische Upland und die Winterberger Hochfläche. Dann geht es hinab nach Küstelberg, einem Stadtteil von Medebach.
Ab Küstelberg führt der Rothaarsteig in Richtung Westen und passiert den ehemaligen Steinbruch Wagenschmier. Hier ist der Name Programm: Am Steinbruch führte die mittelalterliche Heidenstraße vorbei und oft machten Pferdegespanne hier im lockeren Gestein unfreiwillig Halt und mussten dann wieder flott gemacht werden.
Nach 3km erreicht der Rothaarsteig dann die Quelle der Ruhr, für jeden aufrechten Westfalen ein Pflichtbesuch. Das kleine Rinnsal, das hier entspringt, bildet die Südgrenze des Ruhrgebiets, das im 19. Jahrhundert das mit Abstand größte Industriegebiet der Welt war. Hier wurde im Zuge der Industrialisierung Technik „made in Germany“ entwickelt, als in Bayern und Baden-Württemberg noch ländliche Bauernidylle vorherrschte. Noch heute ist das Ruhrgebiet das größte Ballungsgebiet Deutschlands – und mittlerweile auch kulturell und hinsichtlich der Lebensqualität eine der spannendsten Regionen in Deutschland.
Das alles mag man gar nicht glauben, wenn man das fingerdünne Rinnsal sieht, das hier am Nordhang des Ruhrkopf (696m) zwischen Grönebach und Elkeringhausen entspringt. Aber die Ruhr hat ja auch noch 219km vor sich, bevor sie in Duisburg dem Rhein zufließt.
Das letzte Wegstück auf dieser Etappe des Rothaarsteigs führt dann mitten hinein in den Wintersportort Winterberg. Bei knapp 14.000 Einwohnern vermeldet Winterberg eine jährliche Zahl von gut 1 Mio. Übernachtungen. Am Kurpark vorbei leitet der Rothaarsteig den Wanderer ins Zentrum, wo neben dem Marktplatz mit teilweise altem Baubestand auch die katholische Pfarrkirche St. Jakobus einen Blick wert ist. Sie entstand ursprünglich im 13. Jahrhundert, wurde nach mehreren verheerenden Bränden in ihrer jetzigen Form aber erst 1796-1801 errichtet.
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Der Neue Hagen ist eine Hochheidelandschaft, die sich nördlich des Winterberger Stadtteils Hildfeld an den Hängen des Clemensberg (839m) erstreckt....
Diese Runde verläuft ähnlich der etwas kürzeren Wanderung Hochheideweg Hildfeld (H3) am östlichen Rand der Winterberger Hochmulde. Von Hildfeld...
Der höchste Gipfel in Nordrhein-Westfalen ist nicht der Kahle Asten (842m). Der ist nur der berühmteste. Höher ist der Langenberg mit 843m im Beritt...